Schalke 04 hat sich unter dem neuen Trainer Miron Muslic zu einem Aufstiegskandidaten gemausert. Im Topspiel bei Hannover 96 wartet die bislang schwierigste Aufgabe.
Kenan Karaman ist ein Stammgast vor den Mikrofonen. Der Kapitän muss sich regelmäßig zur sportlichen Lage bei Schalke 04 äußern, selten hatte er dabei so viel Spaß wie aktuell. "Es ist schön, sich mit euch auch mal so unterhalten zu können", sagte der 31-Jährige bei der letzten Medienrunde nach dem Training, er habe ja auch schon "ganz andere Fragen" beantworten müssen.
Es läuft beim Chaosklub der vergangenen Jahre: Im dritten Jahr nach dem erneuten Abstieg haben sich die Königsblauen zu einem Aufstiegskandidaten gemausert, mit 18 Punkten aus acht Spielen sind sie Tabellenzweiter. Mit einem Sieg im Spitzenspiel am Freitag (18.30 Uhr/Sky) beim Fünften Hannover 96 könnten sie an die Spitze springen - zumindest für zwei Nächte, bis die SV Elversberg am Sonntag (13.30 Uh/Sky) gegen die SpVgg Greuther Fürth wieder vorbeiziehen könnte.
Da lässt sich auch mit Journalisten viel entspannter plaudern als noch zum Ende der vergangenen Saison. Nach der abschließenden Heimpleite gegen Elversberg und reichlich Hohn und Spott der eigenen Fans hatte Karaman noch geschimpft und geflucht, Spieler gefordert, die sich "wieder mehr mit dem Klub identifizieren".
Weil er sich noch gut daran erinnert, will er jetzt auch nicht vom Aufstieg reden. Die Fans dürften träumen, "ich bleibe demütig", sagte der ehemalige türkische Nationalspieler, "ich genieße leise den Moment." Wem Schalke diesen Stimmungsumschwung zu verdanken hat, benannte er allerdings laut und deutlich: "Der Trainer, das habe ich immer wieder betont, wird der entscheidende Faktor sein. Und wir haben einen sehr guten Trainer bekommen, der die Richtung vorgibt."
Baumann überraschte mit Muslic-Verpflichtung
Miron Muslic, den der neue Sportvorstand Frank Baumann überraschend aus dem Ärmel zauberte, hat Schalke in kürzester Zeit stabilisiert und aus der Schießbude der Liga die beste Defensive geformt. Mit dem Toreschießen hapert es noch ein bisschen, doch der abgestürzte Traditionsklub, der in den letzten beiden Spielzeiten noch gegen den Abstieg in die 3. Liga kämpfen musste, reiht aktuell Sieg an Sieg. Mal spielerisch überzeugend wie beim 1:0 gegen Fürth, mal mit einer Abwehrschlacht wie beim 2:1 in Bielefeld.
In Hannover, wo 15.000 Schalker Fans erwartet werden, steht die bislang schwierigste Prüfung an. 96 habe in Christian Titz "einen Supertrainer" und "17 neue Spieler passend zur Idee verpflichtet", sagte Muslic. Damit sei das Team "ein Top-Kandidat für den Aufstieg". Während Titz wie schon zuvor in Magdeburg Ballbesitzfußball spielen lässt, hat Muslic auf Schalke mit dem Umschaltfußball der Marke Jürgen Klopp Erfolg. "Von der Idee her prallen zwei Welten aufeinander", meinte der Österreicher.
Ähnlich war es bei Titz' Ex-Klub, der dessen Spielweise fortsetzt: Schalke siegte souverän 2:0 in Magdeburg. "Wir wollen versuchen, das zu wiederholen", sagte Muslic, fügte aber an: "Wir wissen, dass eine komplett andere Qualität auf uns zukommt."





























