Nach dem Arbeitssieg in Nordirland ist die WM ganz nah. Julian Nagelsmann freut sich über einen wichtigen Lerneffekt.
Den "dreckigen Sieg" von Belfast ließen sich Julian Nagelsmann und seine Spieler bei Burger und Pommes schmecken. Beim "Post-Match-Dinner" um Mitternacht wurde dazu mit einer Flasche Bier oder einem Glas Wein auf den Riesenschritt Richtung WM 2026 angestoßen.
"Wir haben unsere Ausgangsposition komplett geändert und jetzt alles in der eigenen Hand. Das ist das, was wir wollten", sagte ein zufriedener Kapitän Joshua Kimmich nach dem zähen 1:0 (1:0) gegen Nordirland und fügte an: "Es war ein einziger Kampf und ging nur ums Ergebnis. Wir wollen alle zum Turnier."
Deutschland kann WM-Quali aus eigener Kraft schaffen
Zu später Stunde warfen Nagelsmann und Co. zwar nur einen flüchtigen Blick auf die Tabelle der Gruppe A, doch die verbesserte Lage war allen schnell klar: Mit zwei Siegen in Luxemburg und gegen die Slowakei im November wäre die 21. WM-Teilnahme des viermaligen Weltmeisters perfekt. "Wir können es aus eigener Kraft schaffen mit dieser Einstellung, die wir gezeigt haben", sagte Rudi Völler. Der DFB-Sportdirektor mahnte aber gleichzeitig: "Wir sind gewarnt und werden in die nächsten beiden Spiele genau so reingehen."
Die Blamage von Bratislava (0:2) zum Auftakt der WM-Quali ist schließlich noch in den Köpfen. Doch die DFB-Auswahl scheint daraus die richtigen Lehren gezogen zu haben. "Wir können uns auf solche Spiele einlassen", stellte Nagelsmann nach der hitzigen Partie in toller Atmosphäre im Windsor Park erfreut fest. "Wenn wir in so einem Spiel ein, zwei Schritte weniger gehen, dann verlieren wir oder spielen unentschieden", fügte der Bundestrainer an und sprach zufrieden von "einem Lerneffekt" sowie einem "wichtigen Schritt".
Ohne die verletzten Jamal Musiala und Kai Havertz ließ das DFB-Team spielerisch viele Wünsche offen. Nagelsmann gab sich am Tag vor seinem zweijährigen Dienstjubiläum aber gnädig. "Fußballerisch müssen wir uns entwickeln, aber es ging erst einmal um andere Tugenden", sagte der 38-Jährige.
Deutschland vor allem bei Standards stark
Das Premierentor von Nick Woltemade (31.) genügte, um den laut Nagelsmann und Innenverteidiger Nico Schlotterbeck "dreckigen Sieg" mit nach Hause zu nehmen. "Das Tor war sehr wichtig für mich persönlich, meine Spiele waren nicht ganz so glücklich bislang", sagte Woltemade, der den Ball nach einer scharfen Ecke von David Raum mit der linken Schulter über die Linie bugsiert hatte. "Das passt. Aber der Ball war drin. So ein ekliges Spiel muss man erst mal gewinnen", sagte der 90-Millionen-Mann von Newcastle United.
Von den acht erzielten Toren in der Quali war es bereits das fünfte nach einer Standardsituation. Zufall? Nein! "Das ist eine neue Qualität, wir trainieren es auch relativ viel", sagte Nagelsmann. Wir, das bedeutet konkret: Standardtrainer Mads Buttgereit. Aber auch Kimmich und Co. bringen sich ein. Die Spieler machten sich viele Gedanken, verriet Nagelsmann: "Das kann immer ein Dosenöffner sein - den Gegner mit Waffen zu schlagen, die ihn selber stark machen."
Fortschritte gab es auch in der Defensive, auf die Nagelsmann bei diesem Lehrgang ein besonderes Augenmerk gelegt hatte. Wie nachhaltig das ist, wird man allerdings erst gegen stärkere Gegner beurteilen können.
Unter diesem Trainingsschwerpunkt litt eindeutig die Kreativität. Musiala und Havertz dürften aber im November ebenso weiter fehlen wie Marc-André ter Stegen, Antonio Rüdiger oder Niclas Füllkrug. Sorgen um das Offensivspiel macht sich Nagelsmann allerdings nicht. Man werde wieder zu mehr spielerischen Lösungen kommen, versicherte er vor seiner Rückreise am Dienstag.
Das EM-Qualifikationsspiel der U21 am Abend ließ der Bundestrainer aufgrund eines wichtigen Analysetermins aus. Sein Assistent Benjamin Glück sowie die Torwarttrainer Andreas Kronenberg und Stefan Wessels vertraten ihren Chef an der Seite von DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig.










