Die deutsche Nationalmannschaft sehnt sich nach dem nächsten Befreiungsschlag und hofft in der WM-Quali gegen Luxemburg auf ein Tor-Fest. Das könnte im engen Rennen ums WM-Ticket noch wichtig werden. Zündet sich der Null-Tore-Sturm gegen den Underdog an?
Im Fußball gibt es bekanntlich keine Kleinen mehr. Aber falls doch, dann sähe so ein "Kleiner" wohl aus wie Luxemburg. Keine großen Namen, Weltranglistenplatz 96, Letzter in der Gruppe. Die einzige DFB-Niederlage datiert von 1939.
Die deutsche Ausgangslage vor dem dritten Spiel der aktuellen Qualirunde für die WM 2026 ist klar: Vier Pflichtsiege sollen, nein, müssen her. Das Ziel ist Platz eins in der Gruppe und damit das direkte Ticket für die WM in den USA, Kanada und Mexiko. Der Anfang für diese Serie soll am Freitag gegen Luxemburg (20:45 Uhr/live im Ticker auf sport.de) erfolgen. Bestenfalls mit einem Kantersieg.
Der Grund: Viele Tore könnten dem DFB-Team tatsächlich noch in die Karten spielen und das Zünglein an der Waage werden. Denn anders als in den UEFA-Wettbewerben spielt die Tordifferenz bei der von der FIFA ausgetragenen WM-Quali bei Punktgleichheit eine größere Rolle. Noch vor dem direkten Vergleich entscheidet sie als Kriterium über die Platzierung in der Tabelle. Heißt für das deutsche Team: Mit vielen Toren könnte die bittere Pleite gegen die Slowakei (0:2) möglicherweise wettgemacht werden.
Nachteil für die Slowakei. Ihr Spiel gegen Luxemburg gewannen sie "nur" mit 1:0. Am Freitagabend kann das DFB-Team also aufholen, aktuell ist das Torverhältnis um drei schlechter als das von Spitzenreiter Slowakei. Dieser muss am Freitagabend in Belfast gegen Nordirland ran, wo für Deutschland am Montag (ab 20.15 Uhr LIVE bei RTL und auf RTL+) der zweite Oktober-Stresstest ansteht.
Torloser Angriff muss Ladehemmung ablegen
Stellt sich bloß die Frage: Wer schießt eigentlich die Tore?
Kurioserweise kommt der nominelle deutsche Angriff um Nick Woltemade, Jonathan Burkardt und Maximilian Beier im Kader für die beiden Qualispiele zusammengenommen auf null Tore. Das löst bisher kein Schrecken bei den Gegnern aus.
Mittelstürmer Tim Kleindienst fehlt noch verletzungsbedingt, auch Niclas Füllkrug steckt in England im Formtief und ist nicht nominiert worden.
Besser lief es auf der Insel für Newcastle-Newcomer Woltemade. Zuletzt war er aber mit einem Virus ausgefallen, sein Einsatz gegen Luxemburg ist noch offen. Immerhin trainierte er am Donnerstag schon wieder mit dem Team.
Nun lässt sich zur Verteidigung des Torlos-Trios sagen, dass sie bisher nur wenige Länderspiele absolviert haben. Gerade einmal 12 zusammengenommen. Beier sammelte bisher 141 Spielminuten, Burkardt 76, Woltemade immerhin 256.
Dennoch stehen sie im A-Team bisher noch nicht für Tor-Power, auch wenn Woltemade in der U21 im Sommer Torschützenkönig wurde und zuletzt in Newcastle schon beeindrucken Zahlen auflegte. Auch Beier und Burkardt haben in der Bundesliga schon gezeigt, dass sie netze können.
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Und falls es doch bei der Ladehemmung bleibt, gibt es immer noch die Torgaranten im DFB-Team. Im aktuellen Kader kommt Bayern-Star Serge Gnabry immerhin auf 23 Tore (in 53 Spielen), gerade im DFB-Dress blüht der Außenbahnspieler regelmäßig auf.
Wieder Kantersieg? "Die Zeiten haben sich geändert"
Auch Florian Wirtz (acht DFB-Tore) strahlt beim DFB-Team immer wieder Torgefahr aus. Nach einem eher durchwachsenen Start in Liverpool dürfte auch bei ihm die Hoffnung auf einen Brustlöser groß sein - zur Not über Traum-Standards wie im zweiten Quali-Spiel gegen die Nordiren.
Vorbilder für Kantersiege gegen Luxemburg gibt es auch zur Genüge. Zuletzt sprang 2006 und 1998 jeweils ein 7:0 heraus. Das ist allerdings nun schon eine ganze Weile her.
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Dass ein Kantersieg gegen Luxemburg diesmal kein Selbstläufer wird, wissen die Nationalspieler selbst.
"Alle erwarten von uns, dass wir jeden Gegner 5:0, 6:0 besiegen. Aber das geht nicht mehr. Die Zeiten haben sich einfach geändert. Alle sind gut, alle können dagegenhalten. Für uns ist einfach wichtig zu gewinnen. Wir brauchen Sieg nach Sieg", sagte Nadiem Amiri.
Luxemburg-Coach Jeff Strasser hofft freilich auf noch mehr. "Wenn mal eines Tages alles zusammenpasst, dann ist das Undenkbare vielleicht denkbar. Wir sollten ambitioniert sein und demütig", sagte der 51-Jährige der Funke-Medien-Gruppe.
Seine Nationalmannschaft im abgelaufenen Jahr mit Unentschieden gegen Weißrussland, Irland, Belgien und Nordirland zumindest aufhorchen lassen. Zudem gab es einen 1:0-Sieg gegen Schweden.
Trotz der nicht optimalen Ausgangssituation mit zwei Heimniederlagen zum Start gegen Nordirland (1:3) und die Slowakei (0:1) will Strasser bei seiner Rückkehr nach Deutschland mit seinem Team eine anständige Visitenkarte abgeben: "Ich komme ja nicht zum Klassentreffen, sondern wir wollen ein gutes Spiel machen."
Klingt dann doch nicht ganz nach einem "Kleinen".













