Tennis-Legende Boris Becker ist auch ein Beobachter des internationalen Fußballs, insbesondere in seiner früheren Wahlheimat England - und hat im Zuge dessen den schwierigen Start von Florian Wirtz beim FC Liverpool genau im Blick.
"Überschätzen wir Florian Wirtz? Ist er so gut, wie wir ihn machen?", fragte Becker in der "Sky"-Sendung "Triple – der Hagedorn Fußballtalk".
Wirtz war im Sommer für eine Ablöse von bis zu 150 Millionen Euro von Bayer Leverkusen nach England gewechselt. Bislang ist er im Liverpool-Trikot noch ohne Tor, in sechs Ligaspielen gelang ihm auch noch keine Vorlage. Die öffentliche Kritik auf der Insel nimmt zu.
"Der liest auch die Zeitung, der sieht, dass er ausgewechselt wird. Jeder Deutsche wird da kritisiert, er muss sich die Zeit nehmen. Jetzt braucht er die Geduld", sagte Becker. "In England geht's zur Sache. Da bist du eine Summe, eine Zahl und dann musst du liefern."
Oliver Kahn hat "großen Respekt" vor Florian Wirtz
Neben Becker war auch der frühere Torwart-Titan Oliver Kahn in der Sendung zu Gast. Er findet Wirtz' Startprobleme in Liverpool keineswegs besorgniserregend. "Wenn wir anfangen, jetzt schon den Stab zu brechen über einen so großartigen Spieler - Leute, dann läuft doch irgendwas falsch langsam", so Kahn.
Durch die Kritik und die aktuell schwierige Situation muss Wirtz seiner Ansicht nach jetzt durch, "das ist gut für seine Entwicklung", erklärte der ehemalige CEO des FC Bayern.
Kahn imponiert, dass Wirtz die Herausforderung Premier League angenommen hat, statt in der Bundesliga zum ebenfalls interessierten Rekordmeister zu wechseln.
Er habe "großen Respekt" vor Spielern, "die sagen: Ich gehe den ganz großen Schritt", fügte der Ex-Profi hinzu. Umstellungsprobleme seien dabei normal: "Er kommt aus dem sicheren Heim Leverkusen, wo er der Hero war, und auf einmal muss er sich da überall hinten anstellen und merkt: 'Hoppla, hier sind ja alle so gut wie ich oder viele sind so gut wie ich.'"
Kahn glaubt nicht, dass die Verantwortlichen beim FC Liverpool um Trainer Arne Slot so schnell die Geduld mit Wirtz verlieren. "Ich kaufe ja keinen Spieler in dem Alter für so viel Geld und dann zerhaue ich mir den gleich. Die werden ihm schon eine gewisse Zeit geben".
Effenberg: Jetzt winkt Wirtz "die absolute Weltklasse"
Der frühere Nationalspieler Stefan Effenberg schrieb in seiner "t-online"-Kolumne, für Wirtz sei die aktuelle Situation "die größte Herausforderung in seiner bisherigen Karriere".
Der 57-Jährige ergänzte: "Sportlich ging es für ihn bisher stets steil aufwärts – nun aber eben nicht mehr. Diese Zeit kann und muss für Wirtz enorm lehrreich sein. Wenn er die richtigen Schlüsse zieht, kann er endgültig in die absolute Weltklasse vordringen."