Mit dem zweiten Platz beim Grand Prix von Japan sicherte sich Marc Márquez den MotoGP-Weltmeistertitel 2025. Klassenübergreifend ist es sein insgesamt neunter Weltmeistertitel. In der Pressekonferenz nach dem Rennen sprach Marquez ausführlich darüber, wie viel ihm dieser große Erfolg bedeutet.
Marc Márquez: "Ich habe ein unglaublich seltsames Gefühl. Natürlich freue ich mich, aber gleichzeitig freue ich mich auch nicht, weil ... ich weiß nicht ... ich habe einfach das Gefühl, ich bin im Reinen mit mir selbst."
"In den vergangenen Jahren habe ich gegen viele, viele Dinge gekämpft. Aber das Schwierigste war, gegen Marc zu kämpfen. Es war Marc gegen Marc. Ein Marc sagte das eine, der andere Marc sagte das Gegenteil. Einer sagte: 'Hör auf!', der andere sagte: 'Mach weiter!'"
"Am Ende habe ich versucht, meinem Instinkt zu folgen, immer 100 Prozent zu geben, niemals aufzugeben und ... ja, einfach zu versuchen - das ist das entscheidende Wort: versuchen. Wir haben es versucht, und wir haben es geschafft."
"Jetzt möchte ich einfach den Moment genießen. Ich will nicht daran denken, was ich alles durchgemacht habe, ich möchte nur diesen Moment genießen."
Nach dem Sprint am Samstag gab Márquez zu, dass er den Druck der WM-Entscheidung spürte und nervös wurde. Er beschrieb das mit "mehr Gewicht" auf den Schultern. Auch im Grand Prix fuhr er in den ersten Runden nicht so locker wie sonst.
Marc Márquez:" Am Anfang des Rennens war ich beim Überholen von Acosta etwas vorsichtiger als sonst. Ich wollte es zuerst versuchen, habe mich dann aber entschieden zu warten, bis die Reifen abbauen. Ich wusste, dass mein Tempo gut sein würde."
"Als ich dann auf Platz zwei lag, habe ich den Abstand zwischen 'Pecco', Joan und mir einfach kontrolliert. Aber dann begann Joan zu pushen, und ich sagte mir: 'Okay, jetzt werde ich auch pushen, ich will Zweiter werden.'"
"Plötzlich habe ich Rauch aus 'Peccos' Motorrad gesehen, und ich hatte Angst - denn ich war der erste Fahrer hinter ihm. Wenn jemand als Erster stürzt, dann bin ich es. Zum Glück ist nichts passiert - weder für mich noch für 'Pecco' oder die anderen Fahrer."
Márquez so emotional wie nie zuvor
Als in der Auslaufrunde die ersten WM-Feierlichkeiten begannen und Márquez den Helm abnahm, sah man ihn so emotional wie selten. Tränen und Freude mischten sich zu einem emotionalen Gesamtbild. Hat ihn das selbst überrascht?
Marc Márquez:"Ich habe es erwartet. Ich habe versucht, meine Gefühle zu kontrollieren, aber es war schon vor dem Rennen schwer, überhaupt richtig zu atmen - so wie es ist, wenn man kurz davor ist zu weinen. Ich habe nicht geweint, aber ich konnte nicht normal atmen. Ich habe mir gesagt: 'Okay, wir bringen das jetzt zu Ende.'"
"Heute konnte ich meine Emotionen nicht kontrollieren. Sogar auf der letzten Runde habe ich im Helm geweint, und es war schwer, überhaupt die Bremspunkte zu sehen. Aber am Ende sind wir alle Menschen. Ich bin wie ihr. Jeder hat ein Talent - ich habe meines, ihr habt eures. Aber wir sind alle Menschen, und wir versuchen einfach, unser Bestes zu geben."
Die schwierigste Herausforderung seines Lebens gemeistert
Mit seinem siebten MotoGP-Weltmeistertitel und seinem neunten Weltmeistertitel insgesamt hat Marc Márquez den nächsten Meilenstein seiner erfolgreichen Karriere erreicht. Er ist erst der sechste Fahrer, der mit zwei verschiedenen Motorradmarken Weltmeister wurde.
Marc Márquez: "Ich habe es bereits gesagt: Dieser Titel ist mehr als nur eine Zahl. Es ist mehr als nur ein WM-Titel. Das war die größte und schwierigste Herausforderung meiner gesamten Karriere."
"Wenn du ganz oben auf dem Berg stehst, jedes Wochenende die Lorbeeren erntest und Titel gewinnst, dann ist der Aufprall umso härter, wenn du fällst. Und in meinem Fall war es nicht nur ein Sturz auf den Boden, ich bin noch tiefer gefallen - sozusagen unter den Boden."
"Allein wäre es unmöglich gewesen, dort wieder herauszukommen. Viele, sehr viele Menschen um mich herum haben mir geholfen. Ich werde keinen Namen nennen, sonst würden wir mit diesem Interview nie fertig werden."
"Aber es waren so viele Menschen, die mir geholfen und mir die Möglichkeit gegeben haben, meinen Weg zu gehen. Sie haben mir gesagt: 'Folge deinem Instinkt, wir bleiben trotzdem deine Freunde.' Diese Unterstützung war sehr wichtig für mich."
"Für mich ist es wunderschön, dass sich dieser Kreis in Japan schließt. Hier habe ich auch die Entscheidung getroffen, einen neuen Weg einzuschlagen. Und heute stehe ich auf dem Podium mit dem gesamten Ducati-Team und meinem ehemaligen Honda-Team - perfekter hätte es nicht sein können."
Dieser WM-Titel ist mehr als eine Zahl
Auf den Weltmeistershirts von Ducati ist "More than a number" (mehr als eine Zahl) zu lesen. Auch im Internet ist #MoreThanANumber der Hashtag zu seinem WM-Titel. Márquez wusste bis nach dem Rennen gar nichts darüber.
Marc Márquez: "Ich habe diesen Satz zum ersten Mal gesehen, als er auf dem Bildschirm erschien - genau wie ihr. Natürlich weiß ich, dass der WM-Titel am Ende einfach als Zahl gezählt wird. Aber wie ich schon am Donnerstag gesagt habe: Für mich persönlich ist dieser Titel mehr als nur ein weiterer WM-Titel."
"Es war die größte und schwierigste Herausforderung meiner Karriere. Es ist schwer zu verstehen, was ich durchgemacht habe - selbst jetzt. Ich werde es nicht im Detail erklären, aber ich wünsche es niemandem. Nur meine Leidenschaft hat mir die Chance gegeben, wieder hier zu sein. Ohne diese Leidenschaft wäre dieses Comeback unmöglich gewesen."
Eines der größten Comebacks der Sportgeschichte
Nach dem WM-Titel 2019 war Marc Márquez ganz oben angekommen. Die Armverletzung in Jerez 2020 bedeutete den tiefen Fall. Fünf Jahre später hat er sich wieder ganz nach oben gekämpft und ist im Sportolymp angekommen. Er wird mit den größten Sportlegenden aller Zeiten verglichen.
Marc Márquez: "Ich bin nicht derjenige, der beurteilen sollte, was ich erreicht habe. Ich weiß, was ich durchgemacht habe, aber ihr seid die, die das einordnen könnt. Ich habe einfach alles gegeben, meine Entscheidungen getroffen und vieles geopfert, um dieses Ziel zu erreichen."
"Das Wichtigste ist, dass mein Ziel anfangs gar nicht der WM-Titel war. Ich habe nicht nach der Spitze des Berges geschaut, nicht auf die Meisterschaft. Mein Ziel war es, meine Leidenschaft wiederzufinden, das Motorradfahren wieder zu genießen und meine Karriere fortzusetzen."
"Das war der entscheidende Punkt. Natürlich ist es eine Ehre, wenn mein Name neben großen Namen genannt wird - nicht nur in der MotoGP, sondern im gesamten Sport. Aber am Ende bin ich einfach Marc, und ich werde meinen Weg weitergehen."
Mit seinem nächsten Rennsieg wird Márquez die Marke von 100 Grand-Prix-Siegen erreichen. Aber was kommt danach? Wie wird das nächste große Kapitel seiner erfolgreichen Karriere als Rennfahrer aussehen.
Marc Márquez: "Ich weiß es nicht. Man kann die Zukunft nicht schreiben, auch wenn es manche versuchen. Man weiß einfach nicht, was morgen passieren wird. Im Moment will ich nur den Augenblick genießen."
"Irgendwann wird diese Geschichte weitergehen, und eines Tages wird sie enden. Wenn es so weit ist, werde ich im Reinen mit mir selbst sein - das ist das Wichtigste. Das bedeutet nicht, dass sich meine Ambitionen geändert haben. Ich habe immer noch die gleiche Ambition."
