Mit zehn Punkten aus den ersten vier Ligaspielen, dem Weiterkommen im Pokal und einem furiosen Remis in der Champions League ist Borussia Dortmund stark in die Saison gestartet. Großen Anteil daran hat Karim Adeyemi, der mit neuer Beständigkeit glänzt.
"Karim Adeyemi ist ein hochtalentierter, junger deutscher Nationalspieler, dessen Stärke im Abschluss unserem Offensivspiel genauso gut zu Gesicht stehen wird wie sein extremes Tempo", frohlockte der damalige BVB-Sportdirektor Michael Zorc nach der Verpflichtung von Karim Adeyemi im Jahr 2022. Sein Nachfolger Sebastian Kehl ergänzte: "Seine Schnelligkeit und Torgefahr sind beeindruckend, und obwohl Karim mit gerade einmal 20 Jahren fußballerisch und athletisch schon sehr weit ist, sehen wir enormes Entwicklungspotenzial in ihm."
Worte, seit denen mehr als drei Jahre und 112 Pflichtspiele des Offensivhoffnungsträgers im BVB-Trikot ins Land gezogen sind. In dieser Zeit untermauerte der gebürtige Münchner aus der Jugend des FC Bayern, der keinen Hehl daraus macht, dass sein Herz schon als Kind für die Schwarzgelben schlug, immer wieder, dass er die investierten 30 Millionen Euro absolut wert ist. Ebenso oft blieb der deutsche Nationalspieler allerdings hinter den Erwartungen zurück.
Kurios dabei: Geübte Beobachter konnten beinahe innerhalb von Minuten, teilweise mit Adeyemis erstem Ballkontakt eine recht valide Einschätzung abgeben, welchen Adeyemi sie im Spielverlauf zu Gesicht bekommen würde.
Ob sich daran etwas geändert hat, lässt sich aktuell nur schwer sagen, denn 2025/26 hat Adeyemi seinem Spiel offenbar eine neue Komponente hinzugefügt: auf den Linksfuß ist konstant verlass.
Adeyemi hat es sich auf der Überholspur gemütlich gemacht
Zwei Torbeteiligungen in vier Bundesliga-Partien sind mit Blick auf Adeyemis Gesamtausbeute im BVB-Dress (49 Torbeteiligungen in 112 Partien) zwar nur knapp Soll-Übererfüllung. Und zwei Scorerpunkte zum Champions-League-Auftakt deuten ebenfalls "nur" an, dass Adeyemi an seine starke Vorsaison in der Königsklasse (7 Torbeteiligungen in 10 Spielen) anknüpft. Doch selbst wenn der 23-Jährige dieser Tage nicht scort, ist er eine Bereicherung für den BVB. Die Tage zwischen Vollgas und kaputtem Gaspedal sind gezählt, Adeyemi hat es sich auf der Überholspur gemütlich gemacht - so scheint es zumindest.
Beispiel gefällig? Dass Adeyemi unlängst beim 1:0 gegen den VfL Wolfsburg den goldenen Treffer aus dem Fußgelenk zauberte - oder besser gesagt: kloppte - ist nicht allein ausschlaggebend dafür, dass der Bayer mit der sport.de-Note 2 bedacht wurde. Adeyemi strahle "unfassbare Überzeugung aus", heißt es, der Angreifer sei ein "Unterschiedsspieler". Eine Einschätzung, die allein vier Torschüsse in Halbzeit eins und die meisten Sprints (29) aller Akteure nachhaltig unterfüttern.
BVB-Star Adeyemi "sehr hungrig auf Tore"
Einen Anteil an der neuen Beständigkeit hat wohl auch Coach Niko Kovac, der nach dem Sieg gegen Wolfsburg offenbarte, dass er weiß, wie man Adeyemi anstachelt: "Karim hat im letzten Heimspiel gegen Union nur fünf Minuten gespielt, darüber war er natürlich verärgert. Ich habe ihm aber gesagt: 'Karim, du bist ein toller Stürmer - aber du musst nach hinten arbeiten.'" Diesen Hinweis habe Adeyemi voll umgesetzt.
Auch Kehl stimmte drei Jahre nach seiner Lobeshymne als Sportdirektor in spe eine neue Eloge an: "Ich finde, Karim hat einen großen Schritt wieder nach vorne gemacht, auch in dieser Saison, in den letzten Spielen", so der Ex-Kapitän der Schwarzgelben. Und weiter: "Er wirkt für mich griffiger, er wirkt für mich sehr hungrig auf Tore, er wirkt auch in den Zweikämpfen robuster und gegen den Ball auch."
Dass Adeyemi insgesamt gefestigter auftritt, untermauert eine weitere Aktion aus dem Wolfsburg-Spiel, die Schiri Daniel Siebert schlicht als "geile Fairplay-Aktion" bezeichnete.
Dass die positive Entwicklung auch dazu führen wird, dass die Feuer der Gerüchteküche um Adeyemi künftig noch heftiger lodern werden als dies in der Vergangenheit ohnehin der Fall war, dürfte außer Frage stehen.
Kurzfristig dürfte allerdings erst einmal ein banges Rätselraten ad acta gelegt werden: Wie Adeyemi aus der Kabine kommt, wird hoffentlich nicht mehr ausschlaggebend, Tempofußball stattdessen gesetzt sein.