Formel-1-Weltmeister Max Verstappen hat nach dem Qualifying zum Großen Preis von Aserbaidschan deutliche Kritik am weichsten Pirelli-Reifen C6 geäußert. Der Red-Bull-Pilot fordert, dass die Mischung künftig nicht mehr in der Formel 1 eingesetzt wird.
"Ich denke, ich sollte irgendwann mit Pirelli sprechen und ihnen sagen, dass sie diesen Reifen lieber zu Hause lassen", sagte Verstappen. "Er macht das gesamte Wochenende kompliziert, weil man bis zum Qualifying keine richtige Referenz auf den Medium hat. In Monaco hat er nicht funktioniert, in Imola nicht, in Montreal auch nicht. Wenn er nirgends funktioniert, ist es besser, ihn gar nicht erst mitzubringen."
Obwohl der Niederländer am Samstag in Baku die Poleposition auf den Softs erzielte, hätte er den Reifen eigentlich gar nicht verwenden wollen. Red Bull hatte das gesamte Wochenende auf den Medium ausgerichtet, weshalb Verstappen bis zum Qualifying keine einzige Runde mit der weichsten Mischung gefahren war und alle Sätze für Qualifying und Rennen aufsparte. Durch mehrere Unterbrechungen mit roten Flaggen war er in Q3 jedoch gezwungen, auf den Soft zu wechseln.
Verstappen plädiert für neue Herangehensweise
"Am Ende konnte ich den Reifen, den ich bevorzugt habe, nicht mehr nutzen, weil wir schon zu viele Runden auf den Medium gedreht hatten. Die einzige Option war ein neuer Soft, aber dieser Reifen ist langsamer", erklärte Verstappen. Auf die Frage, ob der C6 nur in bestimmten Kurven Probleme mache, antwortete er: "Nein, schon von Beginn an. Es ist einfach ein schlechter Reifen."
Der Automobil-Weltverband FIA und Pirelli verfolgen das Ziel, durch weichere Mischungen mehr Boxenstopps und strategische Abwechslung zu erzeugen. In der Praxis enden viele Rennen aber trotzdem mit nur einem Stopp. Auch in Baku rechnet Pirelli mit diesem Szenario.
Verstappen plädiert deshalb für eine andere Herangehensweise: "Es wäre besser, ein Zwei-Stopp-Rennen verpflichtend zu machen, statt einen Reifen mitzubringen, der angeblich schneller ist, es aber nicht ist." Eine Möglichkeit wäre, alle drei Mischungen im Rennen zur Pflicht zu machen: "Vielleicht. Aber das wäre zumindest besser, als einen Reifen einzusetzen, der keinen Vorteil bringt."
Pirelli sieht die Sache hingegen anders. Laut Sportdirektor Mario Isola sei der C6 nach wie vor die theoretisch schnellste Option: "Medium und Soft liegen sehr dicht beieinander. Wir schätzen den Unterschied auf etwa zwei Zehntel pro Runde. Einige Fahrer fühlten sich am Samstag auf dem Medium wohler, während das Aufwärmen durch die Unterbrechungen schwieriger war. Aber im Qualifying hatte der Soft durch die Temperaturen einen leichten Vorteil."