Für Borussia Dortmund geht es nach dem denkwürdigen 4:4 gegen Juventus Turin am Wochenende mit dem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg (Sonntag, 19:30 Uhr) weiter. Dort könnte Innenverteidiger Nico Schlotterbeck zu seinem BVB-Comeback kommen.
Wie Cheftrainer Niko Kovac auf der Pressekonferenz von Borussia Dortmund verriet, konnte der Abwehrspieler am Freitag wieder das vollständige Mannschaftstraining absolvieren.
Auch unter der Woche habe der Nationalspieler nach der Partie gegen Juventus Turin an der Übungseinheit der Ersatzspieler teilgenommen.
"Sollte er sich morgen gut fühlen, dann ist er wieder eine Alternative für den Kader", sagte Kovac mit Blick auf einen Einsatz gegen den VfL Wolfsburg.
Nach seinem Meniskusriss hatte der Abwehrchef seit April kein Spiel mehr für den BVB bestritten. Bei den Schwarzgelben sehnt man sich nach seiner Rückkehr, denn die aktuell Personalsituation ist angespannt. Zuletzt musste sogar Julian Ryerson in der Dreierkette aushelfen.
Neben Schlotterbeck könnte auch Neuzugang Aarón Anselmino rechtzeitig für die Partie am Sonntag fit werden. Angreifer Fábio Silva, ebenfalls im Sommer gekommen, wurde derweil unter der Woche zumindest ins Mannschaftstraining integriert.
Gegen Wolfsburg sei es nun das Ziel, die guten Dinge aus Turin mitzunehmen, machte Kovac deutlich, denn letztlich habe seine Mannschaft dort "93 Minuten ein richtig gutes Auswärtsspiel gemacht".
Ärgerlich sei eigentlich nur das Ergebnis gewesen. "Wir haben uns selbst um die Lorbeeren gebracht und nicht zu Ende gespielt, wie es eine Spitzenmannschaft macht. Das haben wir besprochen und aufgearbeitet", so der Kroate. Das Spiel gelte es als "Lerneffekt" abzuhaken.
Alle Aussagen von Niko Kovac zum Nachlesen:
+++ Guirassy als Torschützenkönig? +++
"Er hat acht Spiele in Folge getroffen, ein bisschen muss er noch tun. Jeder Stürmer will Tore erzielen. Wir brauchen seine Tore und brauchen einen gesunden Serhou. Die Konkurrenz ist groß, im Süden der Nation ist auch noch einer, der macht es ganz ordentlich. Wir werden alles versuchen, dass Serhou da lange mit dabei bleibt und sich vielleicht sogar die Krone holt."
+++ Kovac über die Position von Sabitzer +++
"Ich denke, dass er die Position sehr gut interpretiert. Er bringt eine gewisse Aggressivität mit. Auch in Turin haben wir sie sehr hoch bearbeitet und haben mit den Sechsern durchgedeckt. Da macht er einen sehr guten Eindruck. Er ist jetzt auf dieser Position beheimatet und ist eine Stütze für junge Spieler."
+++ Kovac über Pascal Groß +++
"Auch bei Pascal gilt: Er kann Tag und Nacht laufen. Das hat ihm der Liebe Gott in die Wiege gelegt. Deshalb ist er für mich sehr wichtig. Wir haben aktuell fünf Spieler, die für zwei Positionen im Mittelfeld konkurrieren. So will ich das, dass jeder ins Spiel möchte."
+++ Bellingham als Zehner oder Sechser? +++
"Wir haben ihn bei der Klub-WM auf der Zehn spielen lassen, weil wir sehen wollte, wie er sich zurechtfindet. Aber ich denke schon, dass die Sechserrolle die Position ist, wo wir ihn langfristig sehen. Ich will keine Vergleiche anstellen, aber er hat ein hohes Maß an Potential. Aber bei jungen Spielern ist es ein Prozess. Man darf nicht den Fehler machen, zu viel Druck auszuüben wegen des Namens. Damit tut man dem Jungen keinen Gefallen."
+++ Kovac über die Rolle von Bellingham +++
"Jobe ist ein sehr talentierter junger Spieler, der aus der zweiten englischen Liga kommt und hier erst reinwachsen muss. Wir wissen ganz genau, was wir von ihm erwarten und was die Zukunft bringen soll. Der Sprung von der zweiten englischen Liga zur Bundesliga - das ergibt sich von selbst. Er bekommt gute Minuten, ist in jedem Spiel reingekommen. Jeder möchte mehr spielen. Ich bin mit seiner Entwicklung zufrieden. Wenn man hier einen Vertrag unterschreibt, dann weiß man: Hier gibt es verdammt viel Konkurrenz."
+++ Kovac über Guirassy und die Elfer-Thematik +++
"Wir haben im Hotel noch drüber gesprochen. Ich habe ihm meine Sichtweise erklärt. Er ist unsere Lebensversicherung. Dass er im Champions-League-Spiel ein Tor erzielen möchte, verstehe ich. Das soll auch so sein. Die Absprache war aber klar. Wenn der nächste Elfmeter kommt, dann schießt ihn Ramy Bensebaini. Da ist alles ok. Serhou ist ein guter Junge und ordentlicher Sportsmann. Er hat sich auch gleich gefreut, als Ramy den Ball reingemacht hat."
+++ Kovac über den VfL Wolfsburg +++
"Es sind noch einige da, die ich kenne. Eine Mannschaft, die mit fünf Punkten schlechter dasteht, als sie es müsste. Es ist eine Mannschaft mit sehr viel Offensivqualität, die uns alles abverlangen wird. Mit Christian Eriksen haben sie noch einen Führungsspieler mit Qualität, Klasse und Ausstrahlung dazugewonnen. Wir müssen uns den Gegner zurechtlegen, um unsere Qualitäten auf den Platz zu bekommen und zu gewinnen."
+++ Ist Daniel Svensson überspielt? +++
"Daniel ist Wahnsinn. Er hat unglaubliche Kapazitäten. Ihm macht es nichts aus, jeden zweiten Tag 13 Kilometer zu laufen. Er erinnert mich an Joshua Kimmich. Der spielt auch jedes Spiel und läuft so viel. Das sind Jungs, die sind unermüdlich."
+++ Kovac über das Personal +++
"Emre Can, Niklas Süle und Julien Duranville sind weiter verletzt. Fábio Silva wurde heute teilintegriert. Aarón Anselmino hat heute weiter individuell trainiert. Morgen kann er wieder mitmachen, dann müssen wir schauen, ob es für Sonntag reicht. Nico Schlotterbeck hat heute voll mittrainiert und in Turin das Spielersatztraining mitgemacht. Sollte er sich morgen gut fühlen, dann ist er wieder eine Alternative für den Kader."
+++ Kovac über englische Wochen +++
"Es wiederholt sich und wir haben den Fokus auf die Spiele nach Länderspielpausen und der Champions League gelegt. Wir hatten viele intensive Läufe und eine hohe Intensität. Jetzt müssen wir den Fokus wieder auf die Bundesliga bekommen. Ich erwarte, dass uns der weitere freie Tag hilft. Als Spitzenmannschaft muss man solche Spiele gewinnen - egal wie."
+++ Kovac über die Parallele zu St. Pauli +++
"Ich nehme nicht nur Turin mit, sondern auch St. Pauli. Auch das muss man in Unterzahl über die Zeit bringen. Das ist der Lerneffekt. Auf diesem Niveau werden kleinste Fehler ausgenutzt. Solche Spiele bei Führung müssen anders nach Hause gefahren werden. Das wünsche ich mir. Da gibt es viele verschiedene Wege."
+++ Kovac über die Schlüsse aus den Juve-Spiel +++
"Erstmal muss man sagen: Meine Mannschaft hat in Turin 93 Minuten ein richtig gutes Auswärtsspiel gemacht. Das darf nicht untergehen. Wir hatten über 60 Prozent Ballbesitz und haben den Gegner größtenteils von unserem Tor ferngehalten. In der zweiten Halbzeit gab es das Spektakel. All das, was wir repräsentieren wollen, haben wir gezeigt. Das Ärgerliche war das Ergebnis. Wir haben uns selbst um die Lorbeeren gebracht und nicht zu Ende gespielt, wie es eine Spitzenmannschaft macht. Das haben wir besprochen und aufgearbeitet. Ich nehme die 93 Minuten mit und habe sehr viel Gutes gesehen. Das nehmen wir mit ins Spiel gegen Wolfsburg."
+++ Die Pressekonferenz beginnt +++
Die Pressekonferenz von Borussia Dortmund startet. Niko Kovac wartet auf die Fragen der Journalisten.
+++ Hat der BVB ein Mentalitätsproblem? +++
Seit Jahren spricht man rund um Borussia Dortmund über mutmaßlich fehlende Mentalität. Durch den Auftritt gegen Juventus Turin haben BVB-Kritiker nun einmal mehr neue Argumente geliefert bekommen. Selbst eine Zwei-Tore-Führung reichte der Kovac-Elf dort nicht zum Sieg.
Ein Doppelschlag in der Nachspielzeit brachte die Schwarzgelben um den verdienten Lohn. Absicherung und Arbeit gegen den Ball stimmten in der Schlussphase nicht mehr. Wie will Kovac diese Themen angehen? Und hat der BVB tatsächlich ein Einstellungsproblem?
+++ Was ist mit Bellingham? +++
Sommer-Neuzugang Jobe Bellingham war beim BVB zuletzt zweimal nur Edeljoker. Im Dortmunder Umfeld wird die Rolle des Millionen-Transfers bereits kontrovers diskutiert.
Spätestens nach dem Kabinenbesuch der Bellingham-Eltern scheint klar: Der Shooting Star könnte ein Brandherd werden.
Darf der Englänger gegen Wolfsburg wieder von Beginn an? Und was ist mit den Neulingen Aarón Anselmino, Carney Chukwuemeka und Fábio Silva, die zuletzt allesamt angeschlagen waren?
+++ Wiedersehen mit dem Ex-Klub +++
Für Niko Kovac ist die Partie gegen Wolfsburg derweil ein besonderer Arbeitstag. Fast zwei Jahre lang stand der Kroate bei den Niedersachsen an der Seitenlinie. Noch immer verbinden ihn persönliche Bekanntschaften mit dem VfL.
Im letzten Aufeinandertreffen hatten die alten Gefühle allerdings keine Rolle gespielt. Anfang Mai setzte es für Wolfsburg eine heftigen 0:4-Klatsche beim BVB. Das Ergebnis kostete Ralph Hasenhüttl damals den Job.
Könnte der Endstand diesmal ähnlich deutlich ausfallen?