Acht Renn-Wochenenden stehen in der diesjährigen Formel-1-Saison noch an. Acht Rennen hat Max Verstappen also noch Zeit, die große Wende zu schaffen und nicht zum ersten Mal nach vier WM-Titeln in Serie entthront zu werden. Vor dem Grand Prix von Aserbaidschan in Baku formulierte nun Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko exklusiv gegenüber RTL/ntv und sport.de aus, wie er die verbleibenden Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung des Superstars sieht.
Vor dem Baku-Rennen am Sonntag (ab 13.00 Uhr) beträgt der Rückstand von Max Verstappen auf WM-Spitzenreiter Oscar Piastri stolze 94 Punkte. Auch der zweite McLaren-Fahrer Lando Norris ist immer noch 63 Punkte vor dem Niederländer geführt, trotz Verstappens Sieg in Monza vor zwei Wochen.
"Wir sind Kämpfer, wir sind aber auch Realisten. Also da müsste sehr viel zusammenkommen, um diesen Rückstand noch wettmachen zu können", gab Dr. Helmut Marko, Motorsportberater bei Red Bull und langjähriger Verstappen-Vertrauter, nun im exklusiven Gespräch mit RTL/ntv und sport.de offen zu.
Marko tippt auf Piastri als kommenden Weltmeister
Hinsichtlich der verbleibenden Chancen auf den fünften WM-Titel für Max Verstappen meinte der 82-Jährige weiter: "Ich glaube, das Feld ist zu ausgeglichen, da wird es keine Dominanz geben. Es wird sich zwischen Piastri und Norris abwechseln in den Positionen. Ferrari würde ich auch nicht abschreiben. Im Hinterkopf ist es da (die Titelverteidigung, Anm. d. Red.), wir geben nicht auf. Aber realistisch gesehen würde ich sagen: Keine Chance auf den WM-Titel!"

Marko glaubt viel mehr daran, dass sich der Titelkampf in diesem Jahr weiterhin zwischen den beiden McLaren-Konkurrenten Oscar Piastri und Lando Norris zuspitzen wird.
Der Österreicher geht davon aus, dass der aktuelle WM-Spitzenreiter aus Australien auch zum Jahresende im Dezember noch ganz oben stehen wird: "Beide haben ihre Vorzüge. Auf die eine Runde ist vielleicht der Lando Norris der Schnellere. Auf der anderen Seite ist Oscar Piastri der kühlere, scheint mental stärker zu sein. Ich glaube aufgrund dieser Faktoren und aufgrund des Vorsprungs, den er hat, dass Piastri der Favorit ist."
Lob von Marko gab es derweil dafür, dass es bis zuletzt noch keine Stallorder bei McLaren gegeben hatte, Piastri und Norris einen offenen WM-Zweikampf ausfahren dürfen. Der Grazer bezeichnete dieses Vorgehen, das bereits als "Papaya Rules" im Formel-1-Zirkus bekannt ist, als "sehr sportlich".
Marko fordert Verbesserung von Tsunoda
Während die Fahrerwertung also praktisch schon zu Ungunsten von Max Verstappen entschieden ist, rechnet sich Marko in der Konstrukteurs-WM für das letzte Drittel des Formel-1-Jahres 2025 durchaus noch etwas aus.
"McLaren ist auf und davon. Aber Ferrari und Mercedes sind erreichbar, wenn wir gute Rennen abliefern und vor allem, wenn beide Fahrer punkten können", verwies der Red-Bull-Konsulent darauf, dass in der Teamwertung die aktuell 41 Zähler Rückstand auf Ferrari in jedem Fall noch aufgeholt werden können.
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Unabdingbar dafür ist aber, dass auch der zweite Red-Bull-Fahrer endlich ein regelmäßiger Top-Ten-Fahrer wird. In seinen bisherigen 14 Rennstarts für Red Bull konnte der Japaner gerade einmal vier Top-Ten-Resultate einfahren. Während Max Verstappen 230 WM-Zähler einfuhr, steht Teamkollege Yuki Tsunoda gerade einmal bei zwölf Pünktchen und in der Fahrerwertung damit sogar noch hinter beiden Fahrern von Sauber (Hülkenberg und Bortoleto), Aston Martin (Alonso und Stroll) und Haas (Ocon und Bearman)
"Yuki macht auch Fortschritte. Wir wollen das jetzt endlich mal in einer besseren Punkteausbeute sehen", stellte Marko eine klare Forderung an Tsunoda auf, der auch um seinen Verbleib im Team über das Jahr 2025 hinaus fährt.