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Marathon-Ass Pfeiffer im Interview

Berlin-Ansage von Top-Läufer: "Alles oder nichts"

Hendrik Pfeiffer hat in Berlin viel vor.
Hendrik Pfeiffer hat in Berlin viel vor.
Foto: © IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/R. Schmitt
18. September 2025, 16:29

Der deutsche Marathonläufer Hendrik Pfeiffer ist einer der deutschen Favoriten beim Berlin-Marathon 2025. Der 32-Jährige will am Sonntag (LIVE bei RTL und auf RTL+) vor allem eine extrem wichtige Marke knacken. Im exklusiven Interview spricht er über den großen Druck vor dem Saisonhighlight, den Angriff auf die Bestzeit, Wetter-Sorgen und den anhaltenden Ärger mit dem deutschen Verband.

Herr Pfeiffer, wie ist die Stimmung so kurz vor dem Lauf des Jahres?

Hendrik Pfeiffer: Meine Stimmung ist sehr gut, gerade wenn man eine erfüllte Vorbereitung hatte wie ich jetzt. Da geht man zuversichtlich in ein Rennen rein. Ich spüre vor allem Vorfreude. Ich werde gut unterstützt, meine Frau ist dabei. Man hat in Berlin immer das Gefühl, dass die halbe Stadt auf deiner Seite ist. Ich bin mir aber bewusst, dass es eine große Herausforderung sein wird, vor allem körperlich sehr fordernd.

Sie haben in der Vorbereitung über die Halbmarathon-Distanz und 10 Kilometer Ausrufezeichen gesetzt – sind Sie in Top-Form?

Pfeiffer: Es war die beste Vorbereitung, die ich bisher gemacht habe. Ich hatte auch keine Ausfälle. Jede Woche, die ohne Rennen war, kam ich auf mehr als 200 Wochenkilometer. Das ist mir bisher noch nie gelungen. Ich sehe eine realistische Chance, eine Bestzeit zu laufen.

Welches konkrete Ziel haben Sie sich für Berlin vorgenommen? Ihre Bestzeit steht bei 2:07:14 Stunden. Greifen sie diese an?

Pfeiffer: Ich möchte sie unterbieten. Die Marke von 2:07:00 hat für mich eine ganz wichtige Bedeutung, da auch mein Status als Bundeswehrsoldat daran gekoppelt ist. Ich stehe sportlich unter großem Druck, weil der DLV mir signalisiert hat, dass ich aus dem Kader rausfliege, wenn ich die Zeit nicht unterbiete. Auch wenn ich in diesem Jahr eine Operation an der Ferse hatte, wird mir kein Aufschub gewehrt. Daher wird es ein Alles-oder-Nichts-Rennen. Das hatte ich vor zwei Jahren schon mal in Berlin. Da war es eine Sekunden-Entscheidung. Mein klares Ziel ist in diesem Fall ein Zeitziel von unter 2:07.00 Stunden.

 

Hendrik Pfeiffer mit seiner Frau Esther
Hendrik Pfeiffer mit seiner Frau Esther

Im letzten Jahr mussten Sie sich im Kampf der besten Deutschen am Ende knapp Sebastian Hendel geschlagen geben. Nagt das noch an ihnen, ist das noch eine offene Rechnung?

Pfeiffer: Bester Deutscher zu werden, ist auch in diesem Jahr ein Ziel für mich. Ich werde so anlaufen, dass ich mein Zeitziel erreiche. Dann habe ich auch gute Chancen, bester Deutscher zu werden.

Wie schätzen Sie das Starterfeld und die deutsche Konkurrenz ein?

Pfeiffer: Das deutsche Feld ist ziemlich stark besetzt. Am stärksten schätze ich Haftom Welday ein. Auch Sebastian Hendel wird in guter Form sein. Ich könnte mir vorstellen, dass wir zu Dritt die gleiche Gruppe wählen. Auch Johannes Motschmann könnte gut drauf sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich da einer früh absetzt.



Mit Blick auf den Wetterbericht: Es könnte warm werden am Sonntag. Bereitet man sich als Top-Läufer gesondert auf so einen Fall vor?

Pfeiffer: Man schaut jeden Tag auf den Wetterbericht. Es ist ärgerlich, dass nochmal der Sommer zurückkehren soll. Wir hoffen, dass es nicht so kommt. Ich bin nach wie vor optimistisch, dass wir unter der 20-Grad-Marke bleiben. Man blickt da wirklich mit Argusaugen drauf. Ich werde mich aber nicht groß anders vorbereiten. Es hat vor allem Auswirkungen auf die Verpflegungsstrategie. Aber auch mit Kühlstirnband zu laufen, ziehe ich in Erwägung.

Berlin-Marathon: Pfeiffer traut Sawe den großen Wurf zu

Der Top-Favorit ist Sabastian Sawe. Wie überrascht waren Sie von seinen bisherigen Leistungen? In seinem ersten Marathon lief er direkt 2:02:05.

Pfeiffer: Das wird spannend zu beobachten sein. Ich denke schon, dass es die Zielstellung sein wird, die Schallmauer von zwei Stunden anzulaufen. Er ist eines der afrikanischen Ausnahmetalente, der größte Shooting-Star Kenias. Es ist spannend zu sehen, ob er die Kipchoge- oder Kitptum-Zeiten angreifen kann.

Ist er ein Kandidat für den Weltrekord und die Zwei-Stunden-Marke? Vielleicht sogar in Berlin?

Pfeiffer: Er ist einer der Kandidaten, der er es am ehesten schaffen wird. Bei der Entwicklung des Sports ist es nur eine Frage der Zeit. Es wird stark vom Wetter abhängen. Wenn es ein perfekter Tag ist, ist er der, der es am ehesten packen würde.

Im Frühsommer haben Sie Schlagzeilen geschrieben mit einem öffentlichen Streit mit dem deutschen Verband. Es ging dabei um die Nicht-Nominierung für die WM in Tokio, auch um Normen des DLV (Hintergründe hier). Gab es inzwischen eine Aussprache oder Annäherung?

Pfeiffer: Der Konflikt mit dem Verband ist nach wie vor ein Thema. Es ist eines meiner Ziele, dem DLV zu zeigen, dass es falsch war, mir das Vertrauen zu entziehen. Es ist nach wie vor ein Schlag ins Gesicht. Jetzt freut sich eben Berlin, dass ich da hoffentlich eine Top-Form abliefern kann. Ich wäre auch in WM-Form gewesen. Man sieht, dass im Verband nicht ein Umdenken einsetzt. Auch bei meiner Frau Esther, die eine Top-Saison hatte, wird versucht, Steine in den Weg zu legen.

Haben Sie aus daraus Lehren gezogen?

Pfeiffer: Ich glaube nach wie vor, dass ich in der Sache recht hatte. Die öffentliche Meinung bestätigt das. Ich würde mir wünschen, dass der Verband Lehren daraus zieht und sich mehr für seine Athleten einsetzt. Gerade jetzt bei der WM lieber keinen zu schicken als mich, sendet ein fatales Zeichen an den Nachwuchs.

Ich empfehle daher jedem jungen Athleten, sich nicht zu abhängig vom Verband zu machen. Dass man möglichst frühzeitig die Karriere breit aufstellt, zum Beispiel durch einen Social-Media-Auftritt. Das ist vor allem meine Lektion daraus.

Zum Abschluss: Wissen Sie schon, wie es nach dem Lauf weitergeht? Was sind die nächsten Ziele?

Pfeiffer: Berlin ist für mich ganz klar das Highlight der Saison. Ich habe mich darauf sehr akribisch vorbereitet.

Das Jahr wird aber auch danach noch sehr spannend für mich. Ich laufe auch noch den Valencia-Marathon im Dezember. Die Strecke gilt als sogar noch einen Tick schneller, die Bedingungen werden mit hoher Wahrscheinlichkeit gut sein. Im besten Fall kriege ich dort eine weitere Chance.

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