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RTL-Stimme im Interview

Hiepen: "Da fließen schon mal Freudentränen"

René Hiepen (r.) mit dem ehemaligen Weltrekordler Haile Gebrselassie
René Hiepen (r.) mit dem ehemaligen Weltrekordler Haile Gebrselassie
Foto: © Privat
18. September 2025, 07:03

Kaum einer kennt den Berlin-Marathon so gut wie er. René Hiepen ist als Produzent für die weltweite TV-Übertragung des Lauf-Spektakels in der Hauptstadt verantwortlich. Für RTL kommentiert er am Sonntag (LIVE ab 8.30 Uhr bei RTL und auf RTL+.) das Rennen. Im exklusiven Interview mit sport.de erklärt er den Mythos Berlin, die Anti-Doping-Maßnahmen und welcher Rekord schon in diesem Jahr angegriffen werden könnte. 

Herr Hiepen, wie groß ist die Vorfreude auf den Lauf?

René Hiepen: Ich freue mich tatsächlich riesig. Dieses Rennen ist jedes Jahr ein Highlight, für jeden von uns.

Wie lange dauert Ihre Vorbereitung auf das TV-Event und wo liegt dabei ihr Fokus?

Hiepen: Wir arbeiten schon seit dem Frühjahr intensiv an Verbesserungen, Neuerungen und Innovationen für das TV Weltbild. "Solange besser möglich ist, ist gut nicht genug." Diese Weisheit von Dettmar Cramer, der deutschen Fußball-Trainerlegende, treibt mich an. Wir wollen das Event ganzheitlich, unterhaltsam inszenieren und Geschichten erzählen. Spitzensport mit Breitensport gemeinsam in einem Rennen auf höchstem Niveau, und das durch eine der schönsten Metropolen der Welt. Das ist pure Emotion.

Auf welche Läufer und Läuferinnen sollten die Zuschauer in diesem Jahr besonders achten?

Hiepen: Neben den Familienmitgliedern und Freunden, die mitlaufen, natürlich auf das exzellent besetzte Elite-Feld bei den Männern und Frauen. Race Director Mark Milde hat hier erstklassige Arbeit geleistet. Und die vielen verkleideten Läufer sind definitiv zu beachten. Sehr kreativ und lustig. Von Obelix bis zum laufenden Brandenburger Tor, ist wirklich alles dabei.

Was macht den kenianischen Top-Favoriten Sabastian Sawe so stark?

Hiepen: Er ist unbesiegt auf dieser Distanz. Es ist sein dritter Marathon, der erste in Berlin. Auf der schnellsten Strecke der Welt. Auch wenn er als Mensch sehr bescheiden und zurückhaltend ist, ist er als Läufer gnadenlos und verdammt schnell.

Hiepen über Sawe: "Er ist ein Ausnahmeathlet"

Was zeichnet ihn noch aus?

Hiepen: Vor allem seine Disziplin, seine Psyche, sein Trainingsfleiß neben seiner fantastischen Ausdauer und seiner Grundschnelligkeit.

Zudem ist er ein sehr intelligenter Athlet. Wir kennen uns schon seit einigen Jahren. Ein toller, liebenswerter Mensch. Es ist wahrlich beeindruckend, ihn live laufen zu sehen. Ein Ausnahmeathlet.

Kann er bald schon den Weltrekord angreifen oder gar die Zwei-Stunden-Marke?

Hiepen: Ich denke, dass dies schon 2025 möglich ist und dass nur er das kann zurzeit. Er bringt alles mit.

Aber solch einen Rekord kann man nicht wirklich planen. Das Wetter muss passen. Es darf nicht zu warm sein, nicht zu windig. Und man muss seinen besten Tag erwischen, genau an diesem Sonntag in Berlin. Und man braucht gute Tempomacher an seiner Seite. Wenn man zu lange, zu früh ganz alleine läuft, ist es schwierig.

Wie schätzen Sie das deutsche Feld ein?

Hiepen: Das wird ein sehr spannendes Rennen bei den Männern und den Frauen.

Sie kennen den Lauf bestens. Erklären Sie mal: Was macht den Zauber von Berlin aus – warum ist der Lauf so einzigartig und mythisch?

Hiepen: Die 1,2 Millionen Zuschauer an der Strecke, 7.000 Volunteers , 42 Kilometer Party rund durch Berlin. Ich bin meinen ersten Marathon 1997 in Berlin gelaufen und danach noch vier weitere Male. Jeder Lauf war ein unvergessliches, emotionales Erlebnis für mich. Durch das Brandenburger Tor ins Ziel zu laufen, ist zudem ein Gänsehautmoment. Da fließen schon mal Freudentränen.

28 Jahre, zwei Monate und 28 Tage war dieses Tor verschlossen und von DDR Grenzsoldaten bewacht. Heute wird ein buntes Fest des Friedens, mit mehr als 50.000 Läufern aus 160 Nationen an diesem Ort gefeiert.



Ein Thema, das in den vergangenen Jahren leider auch den Laufsport begleitet, ist Doping. Welche Maßnahmen dagegen ergreift der Berlin-Marathon?

Hiepen: Jürgen Lock, einer der beiden General Manager des SCC Events kämpft mit seinem Team schon seit vielen Jahren für einen sauberen Sport zusammen mit den Sponsoren, der WADA , der AIU (Athletics Integrity Unit) und der AWMM (Abbott World Marathon Majors). In den Trainingscamps, vor und nach dem Rennen gibt es zahlreiche Blut- und Urinkontrollen.

Doping-Probleme: Test-Initiative als Vorbild-Charakter?

Sabastian Sawe hat zuletzt ein eigenes freiwilliges Testprogramm mithilfe seines Ausrüsters ins Leben gerufen. Was halten sie davon? Ein guter Schritt?

Hiepen: Ich finde es gut, dies pro-aktiv anzugehen. Er hat sich einem Kontrollsystem unterworfen in Vorbereitung auf Berlin, das seinesgleichen sucht. adidas, sein Hauptsponsor unterstützt ihn dabei.

Es gibt mindestens 25 Anti-Doping-Tests in den zwei Monaten vor Berlin. Überraschende Tests außerhalb von Wettkämpfen unter Verwendung modernster Laborprotokolle sowie vollständige Unabhängigkeit bei den Tests, ohne vorherige Ankündigung an Sawe oder sein Team.

Welche Durchschlagskraft haben solche Initiativen?

Hiepen: Ich wünsche mir, dass dies Vorbildcharakter für alle Elite-Athleten hat.

Zum Abschluss noch bitte ihre Tipps: Wer macht das Rennen am Sonntag?

Hiepen: Sabastian Sawe bei den Männern und Rosemary Wanjiru bei den Frauen, ein kenianischer Doppelsieg in Berlin.

Und wer wird die schnellste Deutsche und der schnellste Deutsche?

Hiepen: Hendrik Pfeiffer und Fabienne Königstein.

Vielen Dank für das Gespräch. 

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