Formel-1-Fahrer sind gnadenlose Egoisten, die für den eigenen Erfolg (fast) alles tun. SO heißt es. Umso überraschender kommen angesichts dieser PS-Gesetzmäßigkeit die jüngsten Aussagen von McLaren-Pilot Oscar Piastri zum WM-Kampf daher.
Oscar Piastri musste sich beim Grand Prix von Italien in Monza der Stallregie von McLaren beugen. Der Rennstall wies den WM-Führenden an, seinen zweiten Platz ausgerechnet an Garagen-Nachbar und Titelrivale Lando Norris abzutreten.
McLaren wollte so einen verpatzten Norris-Stopp nach einem vorgezogenen Reifenservice für Piastri korrigieren und Fairness walten lassen.
Piastri gab nach kurzem Zähneknirschen am Funk ("wir haben gesagt, ein langsamer Stopp ist Teil des Rennfahrens") klein bei, während Monza-König Max Verstappen im Red-Bull-Teamradio genüsslich über die Teamorder herzog.

In einem Interview mit "ESPN" betonte Piastri nun, wie wichtig die interne Harmonie bei McLaren sei. "Wir hatten diese Woche sehr gute Diskussionen darüber, was abgegangen ist und was klarer gemacht werden kann, was man verbessern kann", sagte der Australier.
"Das ist immer Teil eines Lernprozesses, denke ich. Aber letztlich weiß ich, dass sich das Team meine Interessen zu Herzen nimmt", führte Piastri weiter aus.
Formel 1: Piastri will nicht rücksichtloser fahren
Er wolle diesen Teamgeist "beschützen, denn ich kann keinen eigenen Erfolg haben, wenn das Team nicht Erfolg hat. Das zu schützen ist mir sehr wichtig", schloss der 24-Jährige Alleingänge im WM-Kampf aus.
Gefragt, ob er im Duell mit Norris rücksichtloser agieren werde, um sich zum Weltmeister zu krönen, antwortete Piastri: "Nicht auf Kosten künftiger Erfolge. Sicher nicht."
Piastri führt die Fahrer-WM nach 16 von 24 Rennen mit 31 Punkten vor seinem Teamrivalen an. Er könnte sich zum ersten australischen Formel-1-Weltmeister seit Alan Jones 1980 krönen. Daneben ist Jack Brabham der einzige Weltmeister von Down Under.


