Die Buffalo Bills haben zum Auftakt der neuen NFL-Saison ein unglaubliches Last-Second-Comeback gegen die Baltimore Ravens hingelegt. Beim 41:40-Heimerfolg holten das Team von Quarterback Josh Allen einen 15-Punkte-Rückstand innerhalb von vier Minuten auf.
Ravens @ Bills: Auf einen Blick
- Kicker Matt Prater, der erst seit Donnerstag bei den Bills unter Vertrag steht, kickte das Field Goal zum Sieg mit auslaufender Uhr und vollendete damit ein unglaubliches Comeback.
- Derrick Henry dominierte auf dem Boden und schrieb Geschichte, indem er einen Hall-of-Famer mit seinem ersten von zwei Rushing Touchdowns überholte. Doch er verlor auch den Fumble, der für sein Team den Anfang vom Ende bedeutete.
- Lamar Jackson präsentierte sich vom Start weg in erneut spektakulärer Verfassung und produzierte drei Total Touchdowns, während er keinerlei Fehler machte.
Ravens @ Bills: Die Analyse
Josh Allen packte seine besten Würfe ganz am Ende aus. Und Keon Coleman war da, als es wirklich zählte. So auch bei seinem Touchdown im Schlussviertel, der abgefälscht war und die Aufholjagd einleitete. Zwar gelang nach Allens Touchdown kurz vor Schluss die Two-Point-Conversion zum Ausgleich nicht, doch nach einem schnellen Stop der Hausherren marschierten die Bills noch einmal in Richtung Red Zone – erneut war es Coleman, der mit einem 25-Yard-Catch für die Vorentscheidung sorgte. Den Rest erledigte Matt Prater mit einem 32-Yard-Field-Goal bei auslaufender Uhr. Der Wahnsinn war perfekt.
Dieses Spiel verlief in Wellen. Die Bills erwischten den besseren Start und legten einen sehenswerten Auftakt-Drive über sieben Plays hin, der mit einem aggressiven 15-Yard-Laserpass von Josh Allen auf Dalton Kincaid in die Endzone endete. Im Gegenzug begnügten sich die Gäste mit einem 52-Yard-Field-Goal durch Rookie-Kicker Tyler Loop, nachdem Lamar Jackson einen 15-Yard-Sack von Ed Oliver kassiert hatte.
Danach allerdings übernahm Baltimore das Kommando. Die Bills setzten vermehrt auf ihr Run Game und wurden bei einem dritten Versuch im Backfield gestoppt. Nach einem Punt drückten auch die Ravens aufs Tempo und legten gleich mehrere Chunk-Plays hin. Der Höhepunkt: ein 30-Yard-Touchdown-Run von Derrick Henry, der als Ausrufezeichen noch einen mächtigen Stiff-Arm gegen Safety Cole Bishop auspackte.
Darauf folgte eine weitere kurze Angriffsserie der Bills samt Punt, woraufhin Henry gleich noch einen 49-Yard-Run hinterherschickte. Den Abschluss dieses Vier-Play-Drives besorgte dann Jackson selbst – ein 11-Yard-Option-Keeper in die Endzone zum 17:7 für die Ravens. Danach folgten auf beiden Seiten noch drei Field Goals, und Baltimore führte mit 20:13 zur Pause.
Kurz vor der Halbzeit erzielten die Bills zwar noch ein Field Goal auf einen schnellen Drive, der neue Hoffnung weckte, doch die Ravens zeigten sich davon unbeeindruckt. Im Gegenteil: Sie legten direkt nach dem Break nach. Erneut benötigten sie nur vier Spielzüge, um den Weg in die Endzone zu finden – dieses Mal fand Jackson Zay Flowers über 23 Yards. Bereits ein Play zuvor hatte Flowers das Team mit einem 39-Yard-Catch in Position gebracht.
Ravens: Hopkins scort mit erster Aktion
Buffalo verkürzte durch einen Rushing Touchdown von James Cook, der durch eine lange Pass Interference von Cornerback Jaire Alexander ermöglicht wurde. Doch auch nach einigen defensiven Stopps auf beiden Seiten waren die Ravens in der Folge nicht wirklich zu stoppen. Ende des dritten Viertels genügten ihnen drei Plays für einen weiteren Touchdown. Jackson warf tief über 29 Yards auf Neuzugang DeAndre Hopkins, der den Ball kurz vor der Endzone spektakulär mit einer Hand gegen zwei Verteidiger fing und direkt in die Endzone zum Touchdown stürzte. Es war Hopkins’ erstes Target im Spiel.
Doch auch damit war das Spiel noch keineswegs entschieden. Allen täuschte die Safetys der Ravens geschickt mit seinen Augen und warf dann den Checkdown-Pass zu Cook, der daraus eine 51-Yard-Reception bis kurz vor die Endzone machte. Den Touchdown erzielte Allen anschließend selbst. Der zweite Two-Point-Versuch der Bills misslang zwar erneut, dennoch verkürzten die Hausherren auf 25:34 - wenigstens für kurze Zeit. Denn erneut brauchten die Ravens nur vier Spielzüge für die nächste Antwort.
Jackson hätte dabei beinahe unter heftigem Druck einen Sack von mehr als 20 Yards kassiert, entkam jedoch den Verteidigern und machte stattdessen noch 19 Yards Raumgewinn. Im nächsten Play lief Henry über 46 Yards davon und erzielte den Touchdown. Der Extrapunkt prallte allerdings vom Upright ab – Spielstand 40:25 zu Beginn des vierten Viertels.
Die "Fat Lady" hatte jedoch auch dann noch nicht gesungen. Allen führte sein Team erneut in die Red Zone und fand dort Keon Coleman mit einem 10-Yard-Touchdown-Pass. Der Extrapunkt saß, und es stand 40:32 für die Ravens bei weniger als vier Minuten verbleibender Spielzeit. Dann folgte das Unglaubliche: Henry verlor den Ball per Fumble und schenkte Buffalo neues Leben. Allen nahm das Geschenk an und besorgte selbst mit einem 1-Yard-Touchdown den erneuten Anschluss. Doch auch diesmal misslang die Two-Point-Conversion zu Coleman, sodass es 40:38 für Baltimore stand – rund zwei Minuten vor dem Ende.
Ein schnelles Three-and-out zwang die Ravens anschließend zum Punt. Buffalo bekam den Ball 1:26 Minuten vor Schluss noch einmal zurück – und dieser letzte Drive mündete schließlich im entscheidenden Field Goal von Prater.
Baltimore Ravens (1-0) @ Buffalo Bills (0-1)
Ergebnis: 40:41 (3:7, 17:6, 14:6, 6:22) BOXSCORE
Ravens @ Bills: Die wichtigsten Statistiken
- Henry erzielte in der ersten Halbzeit seinen 107. Touchdown in der NFL und steht nun alleine auf Rang Rang 6 der All-Time-Touchdown-Rangliste. Er lies damit Hall-of-Famer Jim Brown (106) hinter sich. Nach seinem zweiten im Spiel steht er nun bei 108 und ist noch zwei von Walter Payton (110) entfernt.
- Die Bills versuchten äußerst exotische Blitzes. Beim 39-Yard-Catch von Zay Flowers im dritten Viertel startete Safety Cole Bishop laut "Next Gen Stats" einen Blitz 12,8 Yards hinter der Line of Scrimmage. Das war der tiefste Blitze in der NFL seit mindestens 2021.
- Die Ravens haben ihre ersten fünf Drives im Spiel mit Punkten beendet und mussten erstmals nach dem sechsten Drive im dritten Viertel punten. Das war die zweitlängste Scoring-Serie zu Beginn eines Spiels, seit Jackson 2018 als Starting Quarterback übernommen hat.
- Allen erzielte zu Beginn des vierten Viertels seinen 66. Rushing Touchdown in der NFL. Er überholte damit Hall-of-Fame-Running-Back Thurman Thomas für die meisten in der Geschichte der Bills. Es war zugleich sein 22. 4th-Quarter-Comeback insgesamt.
- Für Ravens-Coach John Harbaugh war dies bereits die zehnte Niederlage nach einer Führung im vierten Viertel. Nur Andy Reid (13) hat seit 1991 mehr. Zudem war es seine achte Niederlage nach einer zweistelligen Führung im vierten Viertel in den vergangenen zehn Jahren inklusive Playoffs. Er baute hier seinen eigenen Rekord aus.
Der Star des Spiels: Josh Allen (Quarterback, Bills)
Josh Allen wollte einfach nicht aufgeben. Die Lage war eigentlich aussichtslos, doch er hielt den Fuß auf dem Gas und zwang sein Team in der Schlussphase zurück. Er machte keine Fehler und behielt bis zum Schluss die Nerven. Nachträglich hat er sich den letztjährigen MVP damit wahrlich verdient. Auch stark: Ed Oliver, der einen Sack und drei Tackles for Loss schaffte und den Fumble gegen Henry erzwang.
Der Flop des Spiels: Finishing der Ravens
Henry kann nach seiner Vorstellung (169 YDS, 2 TD) nicht der Flop sein. Aber der tragische Held mit seinem Fumble, der das Comeback ermöglichte. Aber im Anschluss war auch das Play Calling beim folgenden Drive nicht sonderlich gut. Man versuchte unter anderem einen End Around mit Flowers, der keinen Raumgewinn brachte. Und Jackson warf vor die Sticks auf Hopkins. All das war brotlos und fahrlässig, wenn man weiß, wie wirkungslos und erschöpft die eigene Defense da schon war.
Analyse: Ravens @ Bills - das fiel taktisch auf
- Die Bills spielten sehr viel Zone-Coverage und mit Split-Safety-Formationen im Wissen, dass Lamar Jackson dagegen äußerst erfolgreich war im Vorjahr. Sie legten es dennoch darauf an und wurden allein schon durch das Run Game und Derrick Henry bestraft, der gegen leichte Boxen leichtes Spiel hatte.
- Auch die Ravens setzten defensiv auf tiefe Zones, mit dem Unterschied, dass Buffalo darauf mit schnellen, kurzen Pässen reagierte. Die Ravens hielten das Spiel vor sich und verhinderten mit schnellen Tackles effektiv Yards nach dem Catch.
- Früh im Spiel versuchten die Bills, mit Pony-Personnel (zwei Tailbacks) Verwirrung zu stiften. Jedoch kam dabei wenig Zählbares raus und versuchte es auch eher mit Screens, daraus Kapital zu schlagen. Die jedoch ließen sich nicht beeindrucken und waren auch dabei schnell am Mann.




































