Weltmeister Deutschland löst bei der EuroBasket seine Pflichtaufgabe gegen Großbritannien souverän, durchbricht zum vierten Mal die 100-Punkte-Marke und feiert einen Rekordsieg. Platz eins in Gruppe B ist nun zum Greifen nah.
Nach dem Spaziergang tropfte Tristan da Silva der Schweiß aus den Haaren, den Rekordsieg des Weltmeisters genoss der unverhoffte Mann des Tages. "Es hat Bock gemacht", sagte der NBA-Profi zum 120:57 (58:31) über Außenseiter Großbritannien und war rundum glücklich, beim vierten Sieg im vierten Vorrundenspiel hatte Topscorer da Silva mit seinem Team zum vierten Mal die 100-Punkte-Marke durchbrochen und bei der EuroBasket Kurs auf den Gruppensieg gehalten. Zum Abschluss geht es in der Staffel B am Mittwoch (ab 19:30 Uhr live bei RTL) gegen Gastgeber Finnland.
"Wir haben schnell gespielt bis zum Ende durch", sagte da Silva (25 Punkte) bei "MagentaSport". Trainer Alan Ibrahimagic war "stolz auf die Mannschaft", die in Tampere/Finnland konsequent den Fuß auf dem Gaspedal hielt und keine Gnade kannte.
Der bislang höchste deutsche Sieg bei einer EM war 1951 das 69:25 über Schottland gewesen, nun gibt es eine neue Bestmarke. Neben da Silva waren auch Kapitän Dennis Schröder (19) und Franz Wagner (18) kaum zu stoppen. Wie in den vorherigen drei Spielen überzeugte die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) vor allem in der Offensive, der überforderte Weltranglisten-48. konnte nur wenig entgegensetzen.

Wagner glänzt im Passspiel
Johannes Voigtmann kam wie schon gegen Schweden angeschlagen nicht zum Einsatz, der Profi des FC Bayern war am Sonntag zur Diagnostik und Therapie nach München geflogen - und nach dem Spiel kam die bittere Nachricht. Der Center wird wegen eines Schadens in seinem Knie, der operativ behoben werden muss, für den Rest des Turniers ausfallen. Maodo Lo wurde indessen geschont, der Point Guard klagte beim Aufwärmen über leichte Schmerzen im Knie.
Zwei Tage nach dem Rassismus-Eklat um Schröder, der in der Halbzeitpause des Spiels gegen Litauen (107:88) von einem gegnerischen Fan mit Affenlauten verunglimpft worden war, fehlte der deutschen Mannschaft zu Beginn etwas die Spannung. In der Defense passte es zunächst nicht, besonders der ehemalige Bundesligaspieler Myles Hesson kam viel zu einfach zu Punkten.
Erst ein 9:0-Lauf in den letzten zwei Minuten des ersten Viertels zum 32:19 brachte Ruhe, alle Punkte in dieser starken Phase machten die Brüder Oscar und Tristan da Silva. Wagner glänzte im Passspiel, stand zu diesem Zeitpunkt schon bei sechs Assists. Jetzt lief es auf beiden Seiten des Courts, die Briten kamen kaum noch durch, schnell lag die Führung bei fast 20 Punkten (40:21/12. Minute) - und sie wuchs bis zur Pause weiter an.
Am Ende ein besseres Schaulaufen
Ibrahimagic, der an der Seitenlinie erneut Bundestrainer Àlex Mumbrú ersetzte, nutzte die komfortable Situation und brachte für einige Minuten auch Leon Kratzer, der bislang beim Turnier wenig Einsatzzeit erhalten hatte. "Wir wollen nur auf uns gucken, nicht auf das Ergebnis", sagte der etatmäßige Assistenzcoach vor Beginn der zweiten Hälfte. Der Vorsprung wuchs dennoch weiter an, Schröder baute ihn auf über 40 Punkte aus (75:33/25.). Das Schlussviertel in der spärlich gefüllten Tampere Deck Arena (3760 Zuschauer) war ein besseres Schaulaufen, der Klassenunterschied einfach zu groß.
Gegen die Briten hatte wie in der gesamten bisherigen Vorrunde Ibrahimagic die Verantwortung, Mumbrú war nach einem Krankenhausaufenthalt erst am Sonntag ins Teamhotel zurückgekehrt. Noch ist offen, ob der Spanier gegen Finnland oder erst zur Finalrunde in Riga/Lettland wieder seine Position übernimmt.






