Was vor kurzem noch unglaublich schien, ist nun Realität: Die Dallas Cowboys haben allen Ernstes ihren wohl größten Star abgegeben. Micah Parsons wurde zu den Green Bay Packers getradet. Ein Trade, der schockiert und America's Team endgültig zur Randnotiz in der NFL macht. Ein Kommentar.
Jerry Jones hat es kürzlich selbst ganz gut auf den Punkt gebracht, als er die Dallas Cowboys als "Daily Soap" bezeichnete. Und vielmehr sind sie nun auch nicht mehr. Mit dem Trade von Micah Parsons zu den Green Bay Packers haben die Cowboys nun im Grunde ihre Ambitionen für mindestens mal die kommende Saison über den Haufen geworfen. Und womöglich nachhaltigen Schaden angerichtet.
Hätte man mir vor ein paar Monaten gesagt, dass Jerry Jones, der seine Cowboys als Familienbetrieb ansieht und sich selbst als einzigen Mann, der fähig ist, die Geschicke beim wertvollsten Sport-Franchise der Welt zu leiten, diesen Schritt geht, hätte ich nur mit den Augen gerollt. Wir sahen diesen Film einfach viel zu oft. Zuletzt gab es diesen Standoff zweimal mit Dak Prescott und im Vorjahr dazu auch noch mit CeeDee Lamb.
Beide warteten jeweils bis Ultimo, ehe Jones einknickte und dem Spieler das zahlte, was er von Anfang an ohnehin wollte. Und auch bei Parsons war genau mit diesem Ausgang zu rechnen, denn es geht hier schließlich um den Superstar des Teams - abgesehen vom Quarterback. Parsons ist einer der gefürchtetsten Pass Rusher der NFL. Ein solcher kommt nicht auf den Markt und wird naturgemäß um jeden Preis gehalten. Selbst die Cleveland Browns haben das Prinzip verstanden und kürzlich erst Myles Garrett zu Recht mit noch mehr Geld zugeschüttet.
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Jerry Jones läuft die Zeit davon
Doch hier zog Jerry Jones die Grenze! Bei seinem individuell besten Spieler! Es macht auf den ersten Blick wenig Sinn, schließlich will Jones mutmaßlich noch einmal in seinem Leben - er ist mittlerweile stolze 82 Jahre alt und wird im Oktober 83 - den Super Bowl gewinnen. Allzu viel Zeit wird ihm wohl nicht mehr bleiben und der Trade am Donnerstag hat diese Timeline noch weiter verlängert.
Seit Mitte der 1990er Jahre haben die Cowboys kein Championship Game mehr erreicht, und zugegeben, auch in diesem Jahr wären sie selbst mit Parsons kein Favorit auch nur in der NFC East gewesen, doch gibt man beim Versuch eines Neuanfangs, den man ja offenkundig mit dem neuen Head Coach Brian Schottenheimer anstrebt, nicht unbedingt seinen größten Difference Maker ab. Schon gar nicht, wenn man erst ein Jahr zuvor Monster-Deals an Prescott und Lamb verteilt hat.
Sicherlich kann man nun argumentieren, dass die Cowboys nun für die Zukunft besser gerüstet sind. Zwei Erstrundenpicks sind ein stolzer Preis, den man hier bekommen hat, zudem die mit dem Abgang einhergehende größere finanzielle Flexibilität. Doch wie genau man die elitäre Production von Parsons ersetzen will, erscheint äußerst fraglich. Immerhin wird Kenny Clark dabei helfen, die Mitte der Defensive Line zu stabilisieren. Yay?!
Jerry Jones wurde über den ganzen Sommer hinweg nicht müde, mit teils absurden Kommentaren gegen Parsons und dessen Agenten, den er angeblich gar nicht kennt, zu sticheln. Immerhin kann er nun sagen, dass er hart geblieben ist in den Verhandlungen - wenn man die Weigerung, diese zu führen, als solche bezeichnen will. Sein Preis? Ein Footballteam, das nun wirklich nur noch eine Randnotiz ist. Selbst die Bengals haben es geschafft, ihren Elite-Pass-Rusher Trey Hendrickson zumindest noch eine Saison zu halten. Eine schlechtere Figur als diese Organisation abzugeben, muss man erstmal schaffen.
NFL: Die Cowboys sind eine Daily Soap
Bei den Cowboys dreht sich wie immer alles um Jerry Jones, dessen Ego es dieses Mal offenkundig nicht zugelassen hat, auf diesen herausragenden Spieler zuzugehen. Er sah sich im Recht - der Vertrag soll schon im März mündlich und ohne den Agenten David Mulugheta ausgehandelt worden sein - und unterstrich diese Ansicht mit Nachdruck. Es kostete ihn nicht nur den vielleicht besten Edge Rusher der Liga, sondern sicherlich auch Kredibilität in der Liga und vor allem gegenüber den eigenen Fans.
Und sportliche Ambitionen dürften die Cowboys nun auch keine mehr haben - im zweiten Jahr der Megadeals von Prescott und Lamb und im ersten seines neuen Head Coachs, dessen Anstellung allerdings auch schon als eine Art Signal der Gleichgültigkeit gewertet werden musste, so ganz ohne ernsthafte Suche, die noch dazu viel zu spät in der Offseason begann.
Die Cowboys sind eine Daily Soap und auf absehbare Zeit nicht mehr.





































