Die neue Saison der Handball-Bundesliga steht in den Startlöchern. Wer hat die größten Chancen auf die Meisterschaft? Können die Füchse Berlin den Titel verteidigen? Oder grätschen der SC Magdeburg, die SG Flensburg-Handewitt, der THW Kiel oder gar die MT Melsungen dazwischen? sport.de macht den HBL-Favoritencheck.
MT Melsungen
Die MT Melsungen, die in der zurückliegenden Spielzeit lange die Tabelle anführte, sich am Ende aber mit Rang drei zufrieden geben musste, gehört auch in der Saison 2025/2026 zu den Titelkandidaten - wenn auch nur mit Außenseiterchancen.
"Ich glaube, dass die MT den anderen vier Mannschaften ein bisschen hinterher hinkt", prognostizierte auch der ehemalige Nationalspieler Christian Schwarzer gegenüber "handball-world".
Die Saisonvorbereitung von Melsungen stand unter keinem guten Stern. Die Hessen hatten und haben zahlreiche Ausfälle zu beklagen. So fehlen zum Beispiel Torwart Nebojsa Simic (Kreuzbandriss) sowie die beiden Rückraumshooter Aaron Mensing (Achillessehnenriss) und Amine Darmoul (Kreuzbandriss) noch länger.
"Wir sind derzeit in einer schwierigen Situation", beklagte Trainer Roberto Parrondo.
Mit Elvar Örn Jónsson hat Melsungen seinen torgefährlichen Spielmacher ausgerechnet an den direkten Konkurrenten SC Magdeburg verloren. Als Ersatz wurde Olle Forsell Schefvert von den Rhein-Neckar Löwen geholt.
SG Flensburg-Handewitt
Nach dem enttäuschenden Platz fünf in der vergangenen Saison ist der Druck bei der SG Flensburg-Handewitt groß.
"Für uns ist es unglaublich wichtig, dass wir einen Schritt nach vorn machen. Ich werde nicht sagen, dass wir etwas müssen. Aber wir wollen unbedingt in diese Richtung gehen", kündigte Sportdirektor Ljubomir Vranjes gegenüber der "Sport Bild" an.
Die Norddeutschen haben einen großen Umbruch hinter sich. Die beiden Altstars Jim Gottfridsson und Mads Mensah Larsen sind weg. Dafür hat die SG gleich fünf Neuzugänge unter Vertrag genommen.
Unter anderem die beiden deutschen Nationalspieler Luca Witzke und Marko Grgic verstärken die Flensburger. Gerade um den Wechsel von Grgic, der eigentlich für 2026 geplant war, hatte es viel Wirbel gegeben. Sogar von einer "Schlammschlacht" mit dem ThSV Eisenach war die Rede.
In Flensburg erwartet Grgic ein großer Konkurrenzkampf. Mit Simon Pytlick und Lasse Möller konkurriert der DHB-Star im linken Rückraum mit zwei Weltstars um Spielzeit.
Auch wenn Flensburg mit dem neuen Kader ein großes Ausrufezeichen an die Konkurrenz sendet, bleibt ein Risiko für unzufriedene Stars.
Kapitän Johannes Golla, der im Übrigen 2026 zur MT Melsungen wechselt, sieht den Umbruch positiv. "Ich glaube, dass Mannschaften irgendwann auch Veränderungen benötigen. Und das ist immer auch eine Chance", sagte er.
THW Kiel
Zum zweiten Mal in Folge hat der THW Kiel die Qualifikation zur Champions League zuletzt verpasst.
"Unser Ergebnis ist ungefähr eine Million schlechter, wenn wir die Champions League nicht erreichen", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Marc Weinstock zur "Sport Bild".
Sollten sich die Zebras erneut nicht für die Königsklasse qualifizieren, droht ein finanzieller Engpass.
Um wieder oben mitspielen zu können, hat sich der THW vor allem im Tor einen Hochkaräter gesichert. Die Norddeutschen holten mit Gonzalo Pérez de Vargas vom FC Barcelona einen Weltklasse-Torhüter. Aufgrund einer Verletzung wird sein Debüt allerdings noch etwas auf sich warten lassen.
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Gemeinsam mit Andreas Wolff bilden die beiden das klar beste Torwart-Duo in der HBL. Die beiden sind durchaus in der Lage, Spiele im Alleingang zu entscheiden.
Doch am Kreis könnte es bei den Kielern in der neuen Saison eng werden. Patrick Wiencek beendete seine Karriere, Hendrik Pekeler fällt bis 2026 mit einem Achillessehnenriss aus. Als Ersatz wurde Lukas Laube vom TVB 1898 Stuttgart verpflichtet.
Große Hoffnungen ruhen nach wie vor auf dem mittlerweile 37 Jahren Domagoj Duvnjak. Doch ob der Kroate, der sich immer wieder mit Verletzungen über das Feld schleppt, den THW Kiel noch zum Titel werfen kann, darf angezweifelt werden.
SC Magdeburg
Mathias Gidsel, Superstar der Füchse Berlin, sieht den SC Magdeburg als klaren Favoriten. "Die sind uns und den anderen in der Liga noch einen kleinen Schritt voraus", sagte der Däne zur "Sport Bild".
Wie in den vergangenen Jahren gehört der Champions-League-Sieger zu den heißesten Anwärtern auf den Titel.
Im Kader gab es nur wenige Veränderungen. Antonio Serradilla Cuenca, Michael Damgaard und Isak Persson haben das Team von Trainer Bennet Wiegert verlassen. Als Neuzugänge wurden Elvar Örn Jónsson, Sebastian Barthold und zuletzt Matej Mandić präsentiert.
Den isländischen Nationalspieler Jónsson, der im Angriff und in der Abwehr eine wichtige Rolle spielen kann, bezeichnete Wiegert bereits als Schlüsseltransfer.
Mit dem kroatischen Torwart Mandić reagierte der SCM auf die Doping-Sperre von Nikola Portner. Der Transfer war eigentlich erst für 2026 geplant.
Wiegert selbst sieht sein Team zwar im Dunstkreis der Titelfavoriten, die Meisterschaft als Ziel wollte er aber nicht ausrufen. "Flensburg und Kiel werden kommen. Melsungen wird ebenfalls wieder eine Rolle spielen. Das macht den Titelkampf noch anspruchsvoller", sagte er im Interview mit der "Magdeburger Volksstimme".
Schaffen es die Magdeburger konstant gute Leistungen aufs Feld zu bringen, ist durchaus möglich, dass das Team am Ende ganz oben thront.
Füchse Berlin
Leicht favorisiert ist allerdings Titelverteidiger Füchse Berlin.
Nur einen Punkt lagen die Berliner am Ende der Vorsaison vor dem großen Erzrivalen aus Magdeburg. Im Finale der Königsklasse unterlag der Hauptstadt-Klub dem SCM. Vieles deutet darauf hin, dass der Kampf um die Meisterschaft auch diesmal zu einem Duell zwischen den Klubs wird.
"Die Ausgangssituation ändert sich, weil wir nicht mehr Jäger sind, sondern der Gejagte. Darauf müssen wir psychologisch vorbereitet sein", sagte Füchse-Sportvorstand Stefan Kretzschmar.
Die Berliner haben in dem fünfmaligen Champions-League-Sieger Aitor Ariño vom FC Barcelona und dem norwegischen Rückraumspieler Tobias Grøndahl vielversprechende Akteure verpflichtet.
Beim Duell um den Supercup am vergangenen Wochenende konnten die Füchse bereits ein Ausrufezeichen setzen. Das Team um Welthandballer Gidsel bezwangen den THW, wenn auch erst nach Siebenmeterwerfen.



























