Starker Auftakt in die heiße Phase des DTM-Titelkampfes für Grasser-Lamborghini-Pilot Jordan Pepper: Der Südafrikaner, der in der Meisterschaft auf Platz drei liegt, sicherte sich neun Minuten vor Ende des ersten Trainings in 1:17.967 die Tages-Bestzeit und war damit um 0,057 Sekunden schneller als Dörr-McLaren-Pilot Timo Glock, der in der Nachmittags-Session Schnellster war .
Pepper zeigte sich davon unbeeindruckt, dass er auf seinen Renningenieur David Grabengießer verzichten muss, der im Vorjahr Mirko Bortolotti zum Titel geführt hatte. Er war einer der wenigen Piloten, die schon im ersten Training einen neuen Reifensatz aufziehen ließen - und fuhr die Zeit drei Runden nach dem Verlassen der Box, was zeigt, wie rasch die ungeheizten Pneus auf dem rauen Asphalt auf Temperatur kommen.
Auf Thomas Preinings Qualifying-Rekord aus dem Vorjahr (1:17.199) fehlte Pepper aber 0,768 Zehntel. Ebenfalls stark erwies sich DTM-Leader Lucas Auer, der bei seiner Qualifying-Simulation am Ende des zweiten Trainings eine 1:18.175 fuhr und damit im Tages-Klassement Dritter wurde.
Abt-Aufwind, aber Rückversetzung für Bortolotti
Auf Platz vier landete mit Markenkollege Jules Gounon der Schnellste des Testtages am vergangenen Sonntag. Der in Andorra lebende Franzose, der - wie man hört - nach den Problemen der vergangenen Rennen einen neuen Mercedes-AMG GT3 nutzen darf, war beim Test eine 1:17.872 gefahren - und damit um fast eine Zehntel schneller als Peppers Freitags-Bestzeit. In den Freien Trainings fehlten Gounon auf den Grasser-Lamborghini-Fahrer 0,229 Sekunden.
Fünfter wurde "Grello"-Porsche-Pilot Preining (+0,232), ehe auf den Rängen sechs und sieben Champion Mirko Bortolotti (+0,263) und sein Abt-Teamkollege Nicki Thiim (+0,377) folgten. Das darf nach dem schwierigen Nürburgring-Wochenende als Lebenszeichen der Lamborghini-Truppe gewertet werden.
Zumal auch Kelvin van der Linde, der bei ran.de als Co-Kommentator fungierte, nach dem ersten Training meinte: "Zum ersten Mal dieses Jahr habe ich ein Lächeln im Gesicht gesehen beim Team Abt." Seine Prognose: "Könnte was werden am Wochenende."
Ford-Überraschung im ersten Training mit neuem Reifensatz
Am Samstag ist die Ausgangslage für Bortolotti dennoch weniger rosig: Denn der in Wien lebende Italiener muss nach seiner dritten Verwarnung, die er auf dem Nürburgring für einen "unsafe release" kassierte, um fünf Startplätze zurück. Dabei ist das Qualifying gerade auf dem Sachsenring besonders wichtig, weil das Überholen schwierig ist.
Für eine Überraschung im ersten Training sorgte HRT-Ford-Pilot Fabio Scherer, der sich mit einer 1:18.579 auf den dritten Platz setzte. Im Gesamtergebnis reichte die Zeit mit 0,612 Sekunden Rückstand für Rang zehn. Der Schweizer hatte aber ebenfalls einen neuen Reifensatz von einem der vorangegangenen Wochenenden aufgespart, was die Zeit erklärt.
Glock deutlich schneller als Dörr, schwieriger Start für BMW
McLaren-Pilot Ben Dörr landete diesmal 0,562 Sekunden hinter seinem Teamkollegen Glock auf Platz elf. Auf Platz zwölf rangierte mit Marco Wittmann, dem 0,625 Sekunden auf die Tages-Bestzeit fehlten, der beste BMW-Pilot. Teamkollege Rene Rast kam in der Tageswertung mit 0,986 Sekunden Rückstand überhaupt nur auf Platz 21.
Auf den ersten Blick deutet das auf das erwartet schwierige Wochenende für die BMW-Truppe hin, zumal Chefingenieur Florian Rinkes schon nach dem Test auf Anpassungen der Balance of Performance (BoP) hoffte und Rast und Wittmann im ersten Training nicht über die Plätze 21 und 23 hinauskamen. Dennoch funkte Rast bei Halbzeit der ersten Session: "Das Auto ist besser als beim Test."
Ferrari-Piloten ebenfalls nicht im Vorderfeld
Ebenfalls nicht im Vorderfeld rangierte die im Vorjahr auf dem Sachsenring so starke Ferrari-Truppe Emil Frey Racing. Bester Pilot im 296 GT3 war in der Tageswertung Thierry Vermeulen auf Platz 14.
Dem Niederländer fehlten 0,770 Sekunden auf die Pepper-Zeit. Jack Aitken, der in der Meisterschaft auf Platz zwei erster Verfolger von DTM-Leader Auer ist, kam über Platz 20 nicht hinaus. Die Ferrari-Truppe muss dieses Jahr durch die BoP mit weniger Ladedruck auskommen als 2024 auf dem Sachsenring.
Am Samstagmorgen wird es bereits um 9:05 Uhr mit dem ersten Qualifying ernst. Die Piloten stehen dabei unter besonderem Druck, denn auf dem Sachsenring ist nicht nur das Überholen schwierig, sondern die Piloten haben vermutlich nur eine Runde, die sitzen muss. Das liegt am Reifenabbau, der deutlich höher ist als auf anderen Kursen.

