Schlechter hätte der Saisonstart für Werder Bremen kaum laufen können. Nach dem völlig verkorksten Bundesliga-Auftakt bei Eintracht Frankfurt herrscht rund um den Verein bereits Endzeitstimmung. Dafür verantwortlich sind das unglaubliche Verletzungspech der Hanseaten und die irritierende Passivität der Verantwortlichen auf dem Transfermarkt. Die Suppe auslöffeln, muss der neue Trainer Horst Steffen.
Am 17. Mai war die grün-weiße Welt noch in Ordnung. Zwar wusste man bei Werder Bremen bereits seit dem 33. Spieltag, dass es mit der ersehnten Rückkehr ins internationale Geschäft auch diesmal nicht geklappt hatte, weniger motiviert war das Team im abschließenden Match beim 1. FC Heidenheim deshalb aber nicht.
Ein souveräner 4:1-Erfolg auf der Ostalb bedeutete Platz acht in der Abschlusstabelle, nur ein Punkt fehlte schlussendlich für den Europapokal. Die Fans feierten die Mannschaft und Trainer Ole Werner gebührend, obwohl den Hauptdarstellern nicht nach Jubeln zumute war. Zu knapp wurde der große Traum verfehlt.
99 Tage sind seither ins Land gezogen - und der Wind an der Weser hat sich komplett gedreht. Werder hat den Saisonstart nach einem denkbar verkorksten Sommer in den Sand gesetzt, im Umfeld wächst spätestens nach dem deprimierenden 1:4 bei Eintracht Frankfurt die Sorge vor der Rückkehr des Abstiegsgespenstes.
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Keine Spur von Aufbruchstimmung oder gar Euphorie, überall wird über die Ursachen der Misere, die im Pokal-Aus bei Zweitligist Arminia Bielefeld in der Vorwoche einen ersten Tiefpunkt fand, diskutiert. Dabei stechen zwei Faktoren ins Auge: das extreme Verletzungspech und der Transferstau.
Das Werder-Lazarett wächst und wächst
Mit entsprechend großen Sorgen war der neue Werder-Coach Horst Steffen in sein Bundesliga-Abenteuer gestartet.
"Wenn unglückliche Dinge zusammen kommen, dann ist das nicht schön. Es ist unglücklich gelaufen mit einigen Verletzungen", resümierte der Nachfolger von Ole Werner schon vor dem Gastspiel bei Champions-League-Teilnehmer Eintracht Frankfurt.
Kurz zuvor hatte der aus Elversberg gekommene 56-Jährige im Training den nächsten Rückschlag hinnehmen müssen: Außenverteidiger Olivier Deman brach sich bei einem Zusammenprall mit dem Torpfosten den Außenknöchel.
Der Belgier reihte sich damit in eine prominente Verletztenliste ein. Potenzielle Stammspieler wie Mitchell Weiser (Kreuzbandriss), Jens Stage (Belastungsreaktion im Mittelfuß), Amos Pieper (Hüftprobleme) und Neuzugang Maximilian Wöber (Oberschenkelverletzung) stehen zum Saisonstart ebenfalls nicht zur Verfügung.
Gleichzeitig waren die Bremer Kaderplaner um Clemens Fritz und Peter Niemeyer auf dem Transfermarkt bislang kaum erfolgreich. Neben Wöber wurde einzig Offensivjuwel Samuel Mbangula verpflichtet, der Belgier kostete zehn Millionen Euro - die zweithöchste Ablöse der Vereinsgeschichte.
Im Gegenzug verließen acht (!) Akteure, die 2024/25 noch fest zum Profikader zählten, den Klub. Darunter Leistungsträger wie Keeper Michael Zetterer und Topscorer Marvin Ducksch, für die bislang kein Ersatz präsentiert wurde. Immer wieder verbiss man sich in Spielern, die sich schlussendlich anders entschieden.
Kroos sieht "ganz großes Problem" bei Werder
Kein Wunder, dass die Kritik rund ums Weserstadion zunimmt. Der frühere Bremer Felix Kroos sprach im Interview mit RTL/ntv und sport.de von einer "negativ behafteten Stimmung".
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Auch Kroos weiß, dass sein ehemaliger Mitspieler Fritz bis zum Deadline Day noch eine Menge Arbeit vor sich hat.
"Das Problem für mich ganz klar, dass ihnen ein Stürmer fehlt. Jemand, der dir zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit mal 15 Tore pro Saison schießt. Den haben sie nicht, das ist ein ganz großes Problem", legte er den Finger in die Wunde.
Damit sprach Kroos vielen SVW-Anhängern aus der Seele, zumal das Startprogramm in der Bundesliga knüppelhart ist: Nach Frankfurt folgen Duelle mit Bayer Leverkusen (H), Borussia Mönchengladbach (A), dem SC Freiburg (H) und dem FC Bayern (A).
Hoffnungsschimmer gibt's derzeit wenige, am ehesten dürften wohl Zugänge helfen, die Werder-Fans aus ihrem Jammertal zu hieven und die Ordnung in der grün-weißen Welt wiederherzustellen. Viel Zeit bleibt Fritz und Co. dafür freilich nicht mehr.






























