Die deutschen Volleyballerinnen starten mit neuem Trainer in die WM. Unter Giulio Bregoli soll der nächste Schritt in Richtung der Topteams erfolgen.
Als Giulio Bregoli seine Mission als Bundestrainer der deutschen Volleyballerinnen antrat, war er überrascht. Sein neues Team, Teil einer der großen Nationen in seiner Herzenssportart - so zumindest der Eindruck von Außen. Aber "das schien nicht das Selbstbild der Mannschaft zu sein", erklärte der Italiener, der die DVV-Frauen nach Jahren der Enttäuschungen in die Spitze führen will. Bei der WM in Thailand soll der neue Spirit der Mannschaft im Duell mit den Großen weiter reifen.
"Wir wissen, dass wir einen langen Weg vor uns haben, wenn wir auf das Niveau der absoluten Topteams kommen wollen", sagte Bregoli im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID). Doch die ersten kleinen Schritte sind gemacht, in Phuket kann die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) ab Samstag (12:00 Uhr MESZ) gegen Kenia selbstbewusst in das Turnier starten.
Denn seine ersten Monate an der Seitenlinie nach dem Wechsel zum DVV kann Bregoli durchaus als Erfolg verbuchen. Als der 50-Jährige Ende des vergangenen Jahres als neuer Coach präsentiert worden war, hatten die deutschen Volleyballerinnen gerade die Enttäuschung über die mal wieder verpasste Olympia-Qualifikation samt überraschendem Abgang des damaligen Trainers Vital Heynen zu verdauen.
"Manchmal hatte ich das Gefühl, dass wir uns selbst ein bisschen unterschätzen, nicht genug in unsere Fähigkeiten vertrauen", berichtete Bregoli beim Blick zurück. Doch die neue Energie und frischen Ideen des Coaches trugen schnell erste Früchte. Zum zweiten Mal überhaupt zogen die DVV-Frauen im Sommer ins Viertelfinale der Nations League ein.
Volleyball-WM der Frauen: Achtelfinale als Ziel
Zu sehen, dass sich die bisherige Arbeit gleich niedergeschlagen habe, sei "sicher ein Push für die Mannschaft", sagte Bregoli. Bei der WM denkt er dennoch nur in kleinen Etappen: Das "erste Ziel" in der Vierergruppe mit Kenia, Vietnam und Polen sei die Qualifikation für das Achtelfinale - "und wir wissen, dass wir das schaffen können". Auf dem Papier sind nur die Polinnen stärker, das direkte Duell mit der Nummer drei der Welt könnte wegweisend werden.
Denn je nach Ausgangslage droht gleich zu Beginn der K.o.-Phase das Hammer-Duell mit Olympiasieger Italien. Bregoli, der selbst aus dem volleyballbegeisterten Land stammt, kennt den Weltranglistenersten auch aus Trainerperspektive bestens, feierte als Assistenzcoach zwischen 2017 und 2022 EM-Gold sowie WM-Silber und -Bronze mit dem Team.
Erfolge, von denen die Deutschen derzeit nur träumen können. Nach der Silbermedaille bei der Europameisterschaft 2013 gingen die DVV-Frauen stets leer aus, der Sprung auf das WM-Podium gelang bisher ohnehin noch nie - und über allem schwebt nach fünf misslungenen Anläufen in Folge die große Sehnsucht nach einer erneuten Olympia-Teilnahme.
Doch Bregoli blickt optimistisch in die Zukunft, über die Arbeitsmoral seiner Spielerinnen macht er sich jedenfalls keine Sorgen. "Das Talent, die Einstellung und die Bereitschaft sind da", sagte er. Jetzt brauche es mehr Erfolgserlebnisse: "Wir müssen anfangen, daran zu glauben, dass wir wirklich jeden schlagen können." Die WM könnte dabei der nächste Schritt sein.
