Der deutsche Basketball boomt. Die goldene Generation um die Stars Dennis Schröder und Franz Wagner hat auch bei der EM 2025 das Potential, nach der Krone zu greifen. Vor zwei Jahren befeuerte das Team mit einem historischen Coup den Hype.
Wenn es ein Foto gibt, das den deutschen Coup bei Basketball-WM 2023 treffend beschreibt, dann ist es dieses: Der damalige Bundestrainer Gordon Herbert sitzt völlig fertig und perplex in den Katakomben, für sich - mit Tränen in den Augen.
Ein ikonischer Moment des deutschen Sports, ein Hauch von Franz Beckenbauer 1990, der nach dem WM-Titel einsam durchs römische Olympiastadion schritt.
Das Foto ging um die Sport-Welt. Es zeigte den Erfolgstrainer kurz nach dem Moment des größten, des maximalen Erfolges. Soeben hatten er und die deutsche Nationalmannschaft Geschichte geschrieben.
Im Finale der Basketball-WM auf den Philippinen gewann das DBB-Team in Manila gegen Serbien ziemlich souverän mit 83:77 und krönte ein unvergessliches Turnier.
DBB-Team auf dem Olymp: Teamerfolg wird zum Sinnbild
Das Team hatte die Erfolgswelle über zwei Wochen maximal geritten und für Erstaunen gesorgt - nicht nur in Deutschland. Der Titel war und ist immer noch: eine Sensation.
Die Wörter Deutschland und Basketball-Weltmeister – sie hörten sich für Generationen von Basketball-Fans einfach surreal an. Das hat sich geändert.
Selbst in den größten Jahren um Dirk Nowitzki oder Rekordspieler Patrick Femerling und Co schien ein Titel bei der WM quasi unerreichbar.
"Es war ein unglaublicher Erfolg, Weltmeister zu werden. Die USA zu schlagen, Serbien zu schlagen. Für mich als Basketball-Romantiker und Ex-Spieler und für ganz Sport-Deutschland war es ein unglaublich schöner Moment", sagt Patrick Femerling, der die Basketball-EM für RTL als Experte begleitet.
Die unglaubliche Mannschaftsleistung habe "alle begeistert", sagt er weiter. Der Erfolg habe auch den Stellenwert des Basketballs weiter noch oben gebracht. "Alle Kinder haben darüber gesprochen, die Vereine hätte wohl die doppelte Zahl an Kindern trainieren können, wenn die Infrastruktur besser wäre."
Basketball-Euphorie geht nach dem Titel durch die Decke
Zwar hatte schon die Bronzemedaille bei der Heim-EM 2022 für Euphorie gesorgt, doch so richtig Schwung nahm der Hype 2023 auf.
Ungeschlagen und mit drei Siegen glitt das Team von Herbert durch die Vorrunde, es folgten weitere Erfolge in der Zwischenrunde gegen Georgien und Slowenien.
Eng wurde es plötzlich gegen Lettland im Viertelfinale, als das Team erst spät aufwachte und der gerade wieder genesene Franz Wagner wichtige Punkte machte. Das absolute Highlight ereilte Sport-Deutschland dann im Halbfinale. Gegen die USA riss das deutsche Team eine derartige Leistung ab, dass sie sofort legendär wurde. Ein 113:111 für die Ewigkeit.
Neben Franz Wagner (22 Punkte) und Daniel Theis (21) glänzte insbesondere Andi Obst mit vier wichtigen Dreiern, die er den Amerikanern einschenkte und dafür sorgte, dass man auch in den USA seinen Namen kennt.
Auch wenn die Amerikaner nicht mit den allergrößten Superstars angereist war: Dieser Erfolg gegen das Mutterland des Basketballs war das ultimative Ausrufezeichen und verdeutlichte: Mit diesem Team ist alles möglich.
Schröder schwang sich zum Anführer auf
Im Finale unterstrich Schröder dann endgültig seine wundersame Wandlung vom Troublemaker zum Führungsspieler. Mit 28 Punkten und wichtigen Zählern in der Crunch Time krönte er sich zum MVP des Turniers.
Er schritt voran, der WM-Erfolg war indes nicht nur sein Verdienst.
Natürlich gab und gibt es die Überflieger. Schröder wuchs in seine Rolle als Leader endlich über sich hinaus und führte das Team wortwörtlich an. Franz Wagner ist der vielseitigste deutsche Spieler seit Ewigkeiten, Bruder Moritz Wagner ist ein Einheizer und die ultimative Mikrowelle von der Bank. Unter dem Korb leisteten Daniel Theis und Johannes Voigtmann Schwerstarbeit. Rollenspieler wie Obst und Bonga wuchsen über sich hinaus, und von der Bank aus dirigierte Routinier Herbert das Geschehen. Vom ersten bis zum letzten Mann in der Rotation passte es bei diesem Turnier. Der Erfolg war vor allem eine Teamleistung.
Sie steht als Sinnbild dafür, dass der deutsche Basketball in den vergangene Jahren wieder massiv aufgeholt und eine goldene Generation um Dennis Schröder und die Wagner-Brüder hervorgebracht hat.
Der Hype hat dafür gesorgt, dass viele Kinder wieder mit Basketball-Trikot und nicht nur Fußball-Jersey auf den Freiplatz gehen und Jugendliche auf die Freiplätze und die Hallen der Republik trieb. Die Anmeldenzahlen in Vereinen schossen nach oben, es gab sogar Aufnahmestopps und Wartelisten (ein unschöner Nebeneffekt).
Basketball-EM 2025: Nächste Runde im Hype?!
Im Jahr darauf bei den Olympischen Spielen zeigte das DBB-Team wieder gute Ansätze und erreicht das Halbfinale. Dort war gegen Gastgeber und NBA-Riese Victor Wembanyama Schluss. Auch im Spiel um Platz drei zog das Team gegen Serbien den Kürzeren. Dennoch verdeutlichten Schröder und Co, dass mit der deutschen Nationalmannschaft weiter zu rechnen ist.
Es war gleichzeitig das letzte Spiel von Erfolgstrainer Gordon Herbert. Sein Nachfolger, der Spanier Alex Mumbru, tritt in große Fußstapfen. Die EM 2025 (LIVE bei RTL und auf RTL+) wird seine erste große Bewährungsprobe.
Der Vorteil: Die meisten Leistungsträger vom Coup 2023 sind noch dabei. Auf der Ausfallliste stehen mit Moritz Wagner und Isaiah Hartenstein aber zwei erfahrene NBA-Spieler.
Seine ersten Monate verliefen solide bis durchwachsen. Die Quali überstand die Mannschaft mit ein paar Schrammen (Niederlagen gegen Schweden und Bulgarien), die Vorbereitung lieferte Höhen und Tiefen. Sein Management der Einsatzzeiten und Rotation der Stars sorgte rund um den Supercup in München für erste Debatten und Diskussionen. Doch das ist alles Schall und Rauch, wenn die ersten EM-Spiele laufen.
Deutschland geht als Mitfavorit ins Rennen. Die Vorrunde in Finnland bringt außer Litauen und Finnland keinen größeren Stolperstein mit sich. Danach ist alles offen. Das vierte Halbfinale in Folge ist drin und damit die nächste Runde im Basketball-Hype.
