Nimmt man Lewis Hamilton beim Wort, ist die Situation des Formel-1-Rekordweltmeisters bei Ferrari verheerend schlecht und die Aussichten düster. Scuderia-Teamchef Frédéric Vasseur aber sagt: Alles halb so wild. Der Capo gibt Hamilton einen Rat.
Es klang nach Formel-1-Weltuntergang, was Lewis Hamilton nach seinem enttäuschenden 12. Platz im Qualifying zum Ungarn-GP in Budapest bei "Sky" von sich gab. "Absolut nutzlos" sei er, warf sich der Rekordchampion ins Bratfett und empfahl Ferrari sogar einen Fahrerwechsel.
Viel zu viel des Schlechten, sagt Ferrari-Teamchef Fred Vaseur im Interview mit "auto motor und sport" und lässt besagte Zeitenjagd Revue passieren.
"Oft sind es die Umstände, und Lewis war da zuletzt öfter auch der unglücklichen Seite. In Budapest lag er im Q1 vor Charles und war im Q2 nur um eine Zehntel langsamer. Zum Weiterkommen fehlten ihm 15 Tausendstel. Am Ende ist der eine Erster und der andere Zwölfter. Das sieht natürlich dumm aus", erläuterte der Franzose den Hamilton-GAU.
Er als Teamchef müsse "ruhig bleiben" und seinem aufgewühlten Startfahren verklickern, "dass ihm der erste Schritt schon gelungen ist", sagte Vasseur. Denn eigentlich sei Hamilton seit dem Kanada-GP in Montreal Mitte Juni "eigentlich auf Kurs".
Hamilton und auch er selbst hätten den Wechsel des Briten aus der gewohnten Mercedes-Umgebung unterschätzt, räumte der Franzose ein. "Als Lewis bei Ferrari ankam, dachten wir naiverweise, dass er alles unter Kontrolle haben würde. Er ist keiner wie Carlos Sainz, der alle paar Jahre das Team wechselt und mit diesem Vorgang vertraut wäre. Lewis hat vier bis fünf Rennen gebraucht, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen."
Formel 1: Ferrari-Star Hamilton übertreibt mit Kritik
Von Enttäuschungen wie in Ungarn dürfe sich der 40-Jährige "nicht runterziehen lassen", forderte Vasseur. Hamilton neige dazu, zu übertreiben.
"Lewis ist sehr selbstkritisch. Er ist in seinen Ausschlägen immer extrem. Manchmal geht er mit dem Auto zu hart ins Gericht, manchmal mit sich selbst. Er will das Maximum aus sich und allen im Team herausholen", beschrieb Vasseur den Charakter des siebenmaligen Champions.
Schlage das Hamilton-Pendel aber zu sehr ins Negative aus, müsse man "ihn dann runterbringen und ihm erklären, dass er im Q2 nur eine Zehntel weg war von dem Fahrer, der später die Pole-Position geholt hat. Das ist kein Beinbruch. Die Nachricht, die er damit aussendet, macht die Dinge nur schlimmer", so der Scuderia-Capo.
Meist äußere sich Hamilton aber nur in den Medien derart vernichtend wie in Ungarn. "Wenn er dann in den Briefing-Raum kommt, hat er sich meistens schon wieder beruhigt. Das ist halt seine Art. Für mich ist das kein Drama. Er fordert viel. Von anderen, aber auch von sich selbst."


