Als der FC Schalke 04 den eher unbekannten Miron Muslic als neuen Trainer vorstellte, war die Kritik groß. Nach dem geglückten Saisonauftakt ließt sich der Österreicher aber schon euphorisch feiern. Doch kann der neue Mann an der Seitenlinie nachhaltig für einen positiven Effekt sorgen? Und steckt mehr dahinter als nur ein emotionales Anzünden der Königsblauen?
Mit Miron Muslic hat der neue Sportchef Frank Baumann einen Trainer aus dem Hut gezaubert, den keiner auf dem Zettel hatte. Vor seinem Engagement beim FC Schalke 04 war der Österreicher wohl nur Fußball-Insidern und Kennern ein Begriff.
Dass Muslic mit Plymouth Argyle gerade erst aus der zweiten englischen Liga abgestiegen ist, sorgte zudem für Sorgenfalten bei Fans und Experten.
"Bild" zufolge hat es im Aufsichtsrat des FC Schalke 04 sogar Stimmen gegen Muslic gegeben.
"Es macht keinen Sinn mehr, über sportliche Dinge bei Schalke 04 zu sprechen", höhnte damals auch Trainer-Legende Peter Neururer bei "Sport1".

Muslic hat "Feuer" auf Schalke-Profis übertragen
Doch nach dem ersten Spieltag in der 2. Bundesliga stehen genau diesen sportlichen Dinge im Vordergrund. Gegen Aufstiegsanwärter Hertha BSC haben die Knappen mit dem 2:1-Sieg ein dickes Ausrufezeichen gesetzt (Hier geht es zu den Highlights auf RTL+*).
Muslic steht für modernen, impulsiven Fußball. Sein Stil ermöglicht aggressives Pressing im vorderen Drittel, schnelles Umschalten und maximale Laufintensität.
Der Sieg gegen Hertha zeigte, dass der intensive Pressing-Fußball von Muslic in Windeseile in den Köpfen angekommen ist - durchaus ein Beweis dafür, dass der neue Coach in den ersten fünf Wochen seiner Amtszeit bereits einiges erreicht hat.
Sahen die Schalker Anhänger in der Vorsaison oft leblose Auftritte ihres Teams, so stand zum Beginn der neuen Saison eine Mannschaft auf dem Rasen, die von der ersten Minute an brannte und um ihr Leben rannte.
"Wenn man ihn jeden Tag erlebt, erkennt man schnell seinen enormen Anteil. Es heißt nicht ohne Grund, dass er ein Menschenfänger ist", schwärmte Timo Becker - Neuzugang und Vizekapitän - hinterher im "kicker": "Das spürt man in seinen Ansprachen, das merkt man in der Kabine. Er hat sein Feuer auf jeden Fall auf uns übertragen."
Muslic als emotionaler Antreiber
Bereits bei seinen vorherigen Stationen blieb Muslic als Trainer in Erinnerung, der die Mannschaft direkt erreicht.
"Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Er hat das Team in kürzester Zeit umgekrempelt. Es war beeindruckend, wie Cercle Brügge plötzlich gespielt hat. Es wirkte so, als hätte er das Team bereits seit Monaten trainiert, aber er war nur der Assistent, und niemand hatte ihn auf dem Zettel", sagte etwa einst der belgische TV-Kommentator Filip Joos laut "Bild" über den damaligen Coach von Cercle Brügge.
Als Muslic noch bei Plymouth Argyle aktiv war, ging seine emotionale Antrittsrede, die der Klub filmte und veröffentlichte, viral. Seine fesselnden Worte kamen nicht nur im Umfeld des Klubs gut an. Auf TikTok hatte der von "Prime Video Sport" gepostete Clip binnen kürzester Zeit über 1,4 Millionen Aufrufe.
Kritik an Muslic-Aktion
Muslics impulsive Antreiber-Mentalität kommt beim Malocherklub FC Schalke 04 gut an. Zumindest in einem gewissen Maße.
Dass der neue Übungsleiter nach dem Sieg gegen Hertha BSC direkt zur Nordkurve ging und sich von den Anhängern feiern ließ anstatt den Erfolg geschlossen mit der Mannschaft zu zelebrieren, kam nicht überall gut an.
"Dass er in seinem allerersten Pflichtspiel vor heimischer Kulisse als Cheftrainer zu einem derartigen Solo-Jubellauf antritt, hat einen faden Beigeschmack. Das gehört sich nicht. Denn der Star ist die Mannschaft. Und keine einzelne Person - schon gleich gar nicht bei einem Debüt", kritisierte etwa "Sport1"-Reporter Manfred Sedlbauer.
Rückendeckung erhielt Muslic aber von Sportdirektor Youri Mulder. "Ich finde das gut. Es gehört sich auch, sich beim Publikum zu bedanken", sagte er. Anhand der warmen Reaktionen der Zuschauer habe man gesehen, "dass sie die Geste auch schön gefunden haben".
Muslic kommentierte seine Aktion bei RTL: "Ich habe das so gespürt. Ich habe das Bild im Vorfeld schon so gesehen. Danach bin ich ein paar Minuten nach drinnen gegangen, um mich zu sammeln."
Emotional hat Muslic den FC Schalke 04 auf jeden Fall erreicht. Doch: In Euphorie zu verfallen, käme definitiv zu früh.
Muslic hat längst nicht alles richtig gemacht
Das Spiel gegen Hertha BSC zeigte nämlich auch: Längst nicht jeder Plan des ehemaligen Stürmers ist aufgegangen. Mit seinen Wechselentscheidungen brachte er die Stabilität der Königsblauen nämlich in der Schlussphase mächtig ins Wanken.
Beim Kracher gegen den 1. FC Kaiserslautern am Samstagabend (live ab 20:15 Uhr bei RTL - Highlights zur Partie sowie zu allen Bundesliga- und Zweitligaspielen gibt es im Anschluss auf RTL+*.) müssen Schalke und Muslic erneut liefern.
Ansonsten könnte das Stimmungsbild in Gelsenkirchen kippen - und das kann beim emotionsgeladenen Revierklub bekanntlich schnell passieren.
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