Der Transfer von Doppel-Olympiasieger Remco Evenepoel zu Red Bull-BORA-hansgrohe hat am Dienstag ein kleines Beben in der Radsport-Szene ausgelöst. So spektakulär der Deal auch ist, so sehr wirft er die Frage auf, ob er im Team von Florian Lipowitz nur Gewinner produziert. Genau daran gibt es Zweifel.
Mit Remco Evenepoel hat sich Red Bull-BORA-hansgrohe am Dienstag einen der besten Radsportler der Welt gesichert. Der belgische Doppel-Olympiasieger und dreimalige Weltmeister bricht seine Zelte bei Soudal-QuickStep nach sechs Jahren ab und schließt sich ab 2026 dem bereits stark besetzten Red-Bull-Team an.
Mit dem Wechsel des Ausnahmefahrers ist gleichzeitig eine weitreichende Frage verbunden: Wie wird die Verantwortung innerhalb der Mannschaft künftig verteilt? Wer wird die Nummer eins, wer zum Edelhelfer degradiert? Und was bedeutet die Evenepoel-Ankunft für Florian Lipowitz, dessen Stern bei der Tour de France 2025 aufgegangen ist und der künftig ebenfalls größere Rundfahrt-Ansprüche stellen dürfte?
"Nicht der beste Zeitpunkt für einen Wechsel zu Red Bull"
Der ehemalige Profi Jan Bakelants sieht bei Red Bull künftig einige Reibungspunkte. "Was das Timing angeht, ist es nicht der beste Zeitpunkt für einen Wechsel zu Red Bull. Der Durchbruch von Florian Lipowitz macht alles kompliziert", analysierte Bakelants im "Het Laatste Nieuws"-Interview.
"Vor zwei Monaten hätte man noch gedacht, Remco würde der absolute Leader sein, aber jetzt muss er seine Position erst behaupten. Er muss sich in die Leaderrolle fahren. Wie unterscheidet man zwischen den beiden? Ich bin immer noch überzeugt, dass Evenpoel in Top-Form ein besserer Fahrer als Lipowitz ist, aber sieht das jeder so?", warf Bakelants eine Frage in den Raum, die sich die Red-Bull-Verantwortlichen künftig stellen müssen.
Wird Lipowitz für Evenpoel "geopfert"?
"Remco ist bei seiner ersten Tour mit 24 Jahren Dritter geworden. Lipowitz hat seine erste Tour mit 24 Jahren ebenfalls auf Platz drei beendet. Wird sich der Deutsche so leicht zur Seite schubsen lassen?", fragte der ehemalige Profi, der sich vorstellen kann, dass Lipowitz von den Verantwortlichen zunächst noch mit einer Führungsrolle beim Giro oder der Vuelta besänftigt werden könnte, dies dem Deutschen aber schnell nicht mehr reichen könnte.
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Bakelants sieht auf jeden Fall eine Menge Arbeit auf die sportliche Führung zukommen und warnte: "Wenn sie nicht vorsichtig sind, könnte sich das Team in zwei Lager aufteilen. Aus sportlicher Sicht wäre es am besten, auf Evenepoel zu setzen. Das ist der einzige Weg, die vorhandenen Fahrer hinter das Remco-Projekt zu bekommen."