Mit dem Aus von Teamchef Christian Horner ist bei Red Bull eine Ära zu Ende gegangen. Aus Sicht von Ralf Schumacher hat sich das Beben in der Formel 1 lange angekündigt. Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bis der Brite über seinen Hochmut stolpern würde.
"Er hat Macht gewonnen, wollte die unbedingt an sich reißen, hat Entscheidungen getroffen und ist am Ende am Ikarus-Syndrom gescheitert", zog der "Sky"-Experte Parallelen zur griechischen Mythologie.
Ikarus war eine Figur in der Antike, die gewarnt wurde, mit ihren Flügeln aus Federn und Wachs nicht zu hoch zu fliegen, weil die Sonne das Wachs schmelzen könnte. Ikarus ignorierte die Warnung, flog zu hoch und stürzte ins Meer.
Ähnlich beratungsresistent habe sich zuletzt auch Horner im Red-Bull-Kosmos gezeigt. "Er wollte zu viel und hat auch gedacht, er könnte das alleine machen", führte Ralf Schumacher seine Kritik aus.
Doch die Formel 1 sei eben "keine One-Man-Show", urteilte Schumacher. Um in der Königsklasse des Motorsports erfolgreich zu sein brauche es Stabilität "mit fünf, sechs, sieben, acht, neun guten Leuten um einen rum, eine ganz enge Gruppe. Die müssen sich auch wirklich gut verstehen, weil die sehen sich öfter als die eigene Familie und sonst funktioniert das nicht."
Christian Horner schon bald wieder in der Formel 1?
Ähnlich fiel auch die Analyse des britischen F1-Experten Martin Brundle aus. "Christian wollte die volle Kontrolle über das, was er selbst aufgebaut hatte - im Sinne des Teams in einem schnelllebigen, hochspezialisierten Geschäft", sagte der 66-Jährige bei "Sky". "Ich vermute, er hat dabei zu hoch gepokert."
Man dürfe außerdem nicht unterschätzen, welchen Anteil das Verstappen-Lager an seinem Sturz hatte. Denn auch dort sei in den letzten Jahren viel Macht angehäuft worden. Spätestens nach den Vorwürfen ehemaliger Mitarbeiterinnen gegen Horner galt Jos Verstappen dann als offener Widersacher des Teamleiters.
"Seit Bahrain letztes Jahr hatte ich fast das Gefühl, Jos sei der Teamchef bei Red Bull", ordnete Brundle die Situation ein. Red Bull sei aus seiner Sicht "zu einem Ein-Fahrer-Team geworden, und genau das müssen sie in den Griff bekommen."

Für Horner werde sich in den kommenden Jahren derweil eine andere Tür in der Formel 1 öffnen, glaubt der Ex-Rennfahrer. Und dann wird der Brite die gleichen Fehler wieder machen.
"Christian wird zurückkehren, eher früher als später", so Brundle. "Und dann mit Eigentumsanteilen und Kontrolle."