BMW bleibt langfristig Teil der Topklasse im Langstreckensport: Der deutsche Hersteller hat am Mittwoch bestätigt, sein Engagement mit dem LMDh-Prototypen M Hybrid V8 sowohl in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) als auch in der IMSA SportsCar Championship fortzusetzen.
Die Entscheidung markiert das Ende monatelanger Spekulationen über einen möglichen Rückzug aus der IMSA-Serie, obschon sich der Verbleib zuletzt abgezeichnet hat. Hintergrund der Spekulationen war eine planmäßige Evaluierung des Programms durch den Vorstand im dritten Jahr seines kompetitiven Bestehens.
Die anhaltende Automobilkrise im Zuge des perfekten Sturms aus schleppenden Elektroautoverkäufen, geopolitischen Spannungen und den US-Zöllen hatte ausreichend Anlass zu Ausstiegs-Spekulationen aus der IMSA gegeben. Diese betrafen neben BMW auch Porsche.
Wechsel an der IMSA-Front: Rahal hört auf, WRT in Wartestellung
Zumindest BMW hat nun für reinen Tisch gesorgt. Zwei Fragen auf IMSA-Seite bleiben dennoch (die WEC-Zukunft stand nicht in Frage). BMW bestätigt das Ende der 17-jährigen Partnerschaft mit Rahal Letterman Lanigan Racing (RLL). "Wir verfolgen unsere Ziele künftig in veränderter Konstellation", sagt BMW-Motorsportchef Andreas Roos. Es geht dabei um ein Programm mit historischen Fahrzeugen.
Ein neues Einsatzteam für die IMSA-GTP-Klasse wird aber noch nicht bekanntgegeben. Vieles deutet darauf hin, dass WEC-Einsatzpartner WRT auch in Nordamerika das Ruder übernehmen wird. Noch ist aber nichts fix.
Die andere offene Frage ist der Umfang des Programms. BMW bestätigt lediglich, in der IMSA zu bleiben. Eine zumindest vorübergehende Reduktion auf die fünf Endurance-Rennen ist damit nach wie vor ein mögliches Szenario.
BMW M Hybrid V8 mit Potenzial, aber noch fehlt der große Wurf
BMW engagiert sich mit seinem LMDh-Boliden seit 2023 in der IMSA und seit 2024 in der WEC. In Nordamerika gab es in der Zeit zwei Siege, davon einen Doppelsieg, in der WEC bei stärkerer Konkurrenz Podiumsplätze. Vor allem die Poleserie von Dries Vanthoor zu Beginn der IMSA-Saison 2025 hinterließ Eindruck.
Ein ganz großer Wurf ist bislang allerdings ausgeblieben, denn noch fehlen Siege bei den ganz großen Rennen oder eine Meisterschaft. Das dürfte der Grund für die Beendigung des Vertrags mit RLL sein. Zu oft lief es genau im Moment, als es drauf ankam, nicht rund.
"Wir haben in den vergangenen Jahren viel über unseren BMW M Hybrid V8 gelernt, beachtliche Fortschritte erzielt und uns in beiden Serien im Spitzenfeld etabliert. Entsprechend blicke ich mit viel Vorfreude und Optimismus in die Zukunft, die uns dank der langen Homologationsphase der Fahrzeuge hohe Planungssicherheit bietet", sagt Roos.
Das nun langfristig festgezurrte Programm ist auch ein Vertrauensbeweis, dass BMW es den Regelbehörden zutraut, den LMH-LMDh-Dualismus in den Griff zu bekommen. Das Angleichungssystem der beiden Fahrzeugkonzepte ist nach den 24 Stunden von Le Mans stark in die Kritik geraten.
Alpine legt IMSA-Pläne vorerst auf Eis
Während BMW den LMDh-Kurs in Nordamerika fortsetzt, hat sich ein anderer Hersteller aus der engeren IMSA-Zukunft vorerst verabschiedet: Alpine wird entgegen früherer Überlegungen nicht in die GTP-Klasse der US-Serie einsteigen.
Hintergrund ist die konzerninterne Entscheidung, die Markteinführung von Alpine in den USA aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheiten auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Damit entfällt auch der ursprüngliche strategische Anreiz, das LMDh-Fahrzeug A424 in beiden Serien einzusetzen.
Alpine-Motorsportchef Bruno Famin erklärt gegenüber Sportscar365, man halte den Schritt in die IMSA weiterhin für sinnvoll - allerdings nur, wenn die Marke auch tatsächlich Fahrzeuge in den Vereinigten Staaten anbiete: "Wir fahren, um die Marke zu promoten."
Angesichts geopolitischer Entwicklungen und neuer US-Zölle bleibe der Fokus aber zunächst auf bestehenden Märkten, also in Europa. Das LMDh-Programm in der WEC, das gemeinsam mit Signatech betrieben wird, wird planmäßig fortgeführt.