Am Donnerstagmorgen verkündete Ferrari offiziell, in der Formel 1 auch über 2025 hinaus auf Fréréric Vasseur als Teamchef zu setzen. Der Vertrag mit dem Franzosen sei "um mehrere Jahre" vorzeitig verlängert worden, vermeldete das Traditionsteam dazu. Zumindest der Zeitpunkt dieser Entscheidung kam durchaus überraschend. Der langjährige F1-Teamchef und heutige TV-Experte Günther Steiner erklärt im exklusiven Gespräch mit RTL/ntv und sport.de, warum Ferrari in dieser Angelegenheit die richtige Entscheidung getroffen hat.
Noch vor dem anstehenden Rennwochenende auf dem Hungaroring in Budapest bestätigte Ferrari, dass Frédéric Vasseur weiterhin der Teamchef im Formel-1-Team der Italiener bleiben wird.
Der 57-Jährige war zuletzt vor allem in der italienischen Presse in die Kritik geraten, wartet die Scuderia in der laufenden Saison doch noch immer auf den ersten Grand-Prix-Sieg.
"Ich sage das seit Längerem: Man muss manchmal Geduld haben. Ein Formel-1-Team umzudrehen, ist nicht einfach. Für Fred (Frédéric Vasseur, Anm. d. Red.) ist es das dritte Jahr als Teamchef bei Ferrari. Ich unterstütze ihn immer, nicht nur weil er ein Freund ist. Er probiert wirklich hart, das Team umzudrehen. Aber er braucht halt seine Zeit", begrüßte sein langjähriger Kollege Günther Steiner im Gespräch mit RTL/ntv und sport.de die Entscheidung bei den Roten, auch weiterhin auf Vasseur als starken Mann zu bauen.

Stabilität für Ferrari gerade "wichtiger als frischer Wind"
Steiner wies darauf hin, dass die Arbeit des Ferrari-Chefs und des gesamten Teams besonders in der Heimat deutlich kritischer gesehen wird, als sie eigentlich sei: "Ferrari ist Zweiter in der Konstrukteurs-WM, was ja gar nicht schlecht ist. Logischerweise möchte man Siege, Weltmeister werden und an die guten, alten Zeiten anschließen, als Michael Schumacher da war. Aber es ist halt nicht einfach. Für mich ist im Moment das Wichtigste, dass Ferrari ihm diese Chance gibt, das ein paar Jahre aufzubauen."
Der Südtiroler, der selbst zehn Jahre lang als Teamchef bei Konkurrent Haas gearbeitet hatte, glaubt weiterhin daran, dass Ferrari unter Vasseur den Sprung zurück an die Spitze der Formel 1 hinbekommen kann: "Stabilität ist wichtiger als frischer Wind. Fred muss die Ärmel hochkrempeln und etwas tun, er muss diesen frischen Wind erzeugen. Stabilität ist im Moment wichtig. Fred hat etwas aufgebaut, jetzt muss man diese Pflanze ein bisschen gießen."
Der Franzose hatte seine Arbeit als Ferrari-Teamchef zur Saison 2023 aufgenommen. Laut Steiner ein zu kurzer Zeitpunkt, um aus dem damaligen Krisen-Team wieder einen echten Titelanwärter zu machen: "Drei Jahre sind einfach in der modernen WM zu wenig, um so ein großes Team wie Ferrari auf die Siegerstraße zu bringen. Deswegen finde ich es gut, dass er jetzt bestätigt wurde und dass er ruhig arbeiten kann."
Steiner über Vasseur: "Er muss die besten Leute holen"
Steiner erklärte darüber hinaus, dass die stattgefundene Diskussion über eine mögliche Vasseur-Entlassung in den letzten Wochen die beiden Stammpiloten Charles Leclerc und Lewis Hamilton nicht allzu sehr tangiert habe.
"Die Fahrer können sich noch am ehesten einem Führungswechsel anpassen. Wichtiger ist es für das ganze andere Personal, die anderen 600 oder 700 Leute, die da sind. Für sie ist es wichtig zu wissen, dass der Chef jetzt da bleibt und versuchen wird, weitere gute Leute zu rekrutieren."
Die größte Herausforderung für Vasseur sei es weiterhin, die vorhandenen Defizite im aktuellen Boliden Ferrari SF-25 irgendwie noch im laufenden Jahr zu reduzieren: "Man muss einfach mehr Leistung im Auto finden. Er muss die besten Leute holen, die möglich sind. Er muss sie davon überzeugen, zu Ferrari zu kommen.