Alpine plant für die kommende Saison der Langstrecken-WM (WEC) ein umfassendes Update-Paket für den A424 LMDh von Mick Schumacher und seinen Teamkollegen: Im Mittelpunkt der geplanten Maßnahmen steht die Aerodynamik, wie Bruno Famin, Vizepräsident von Alpine Motorsport, bestätigt.
Hintergrund: Das zweistufige BoP-System, das in der vergangenen Saison erstmals zur Anwendung kam, wirkte sich negativ auf das ursprüngliche Low-Drag-Konzept des Alpine A424 aus. Das ursprüngliche Aero-Konzept sei auf geringen Abtrieb und eine hohe Endgeschwindigkeit ausgelegt gewesen, erinnert Famin.
Doch das neue BoP-System, das eine bessere Angleichung des Starterfeldes zum Ziel hatte, wurde für Alpine zum Nachteil. Weil die Maximalleistung bei Geschwindigkeiten über 250 km/h seither angepasst wird, wurde der Vorteil des A424 in Sachen Endgeschwindigkeit laut Famin weitgehend aufgehoben.
Alpine mit Fokus auf Le Mans entwickelt
Das zeigt auch ein Blick in unsere BoP-Analyse für das WEC-Rennen in Sao Paulo. Dort sorgte Alpine sogar für einen neuen Negativrekord, was das Verhältnis von Leistung zu Gewicht betrifft. Die Grafik zeigt deutlich, wie sehr der Alpine A424 im Vergleich zu den anderen Fahrzeugen aus der Reihe fällt.
"Wir haben unser Auto mit einem klaren Fokus auf wenig Luftwiderstand und wenig Abtrieb entwickelt", erinnert Famin im Gespräch mit Sportscar365. "Alle Fahrzeuge müssen sich innerhalb eines gewissen Performance-Fensters bewegen. Dieses Fenster ist ein Bereich, man kann sich also in unterschiedlichen Ecken desselben Fensters aufhalten."
"Wir haben uns für die Ecke mit wenig Luftwiderstand und wenig Abtrieb entschieden, auch weil Le Mans natürlich das große Ziel der Saison ist", sagt der Franzose. "Dann wurde das Fahrzeug entsprechend homologiert. Anschließend kam die Einführung der sogenannten zwei Leistungsbänder, die dazu dienen, die Endgeschwindigkeit aller Autos anzugleichen."
Erster Windkanal-Test schon Ende 2025
"Das bedeutete: Unser Vorteil durch die Kompensation des geringen Abtriebs, nämlich eine hohe Endgeschwindigkeit, war dahin. Den geringen Abtrieb haben wir zwar weiterhin, aber den Endgeschwindigkeitsvorteil nicht mehr." Und genau deshalb werde Alpine das Aero-Konzept für die Saison 2026 überarbeiten.
Schon Ende dieses Jahres sollen im Windshear-Windkanal in North Carolina die aerodynamischen Neuerungen auf den Prüfstand gestellt werden, bevor das Aero-Upgrade beim WEC-Auftakt 2026 in Katar bereits am Auto implementiert sein soll.
"Wir müssen sorgfältig planen und sicherstellen, dass alles funktioniert", so Famin. "Danach erfolgt die Homologation, und dann beginnen wir mit der Umsetzung." Schon im vergangenen Winter zog Alpine den ersten Evo-Joker, um Verbesserungen am Motor vorzunehmen.
Alpine entwickelt Motor in Viry weiter
Auch diesbezüglich gäbe es einige Veränderungen, verrät der Alpine-Vizepräsident. Denn weil das Formel-1-Team von Alpine im kommenden Jahr auf Mercedes-Motoren wechselt, wurden am bisherigen Motoren-Standort in Viry-Chatillon bei Paris entsprechende Ressourcen frei.
Das Motorenprogramm von Alpine für die WEC werde nun von dort aus koordiniert, verrät Famin. "Seit Mitte des Jahres, also seit einigen Wochen, wird alles in unserem Werk in Viry-Chatillon erledigt", sagt der Franzose. "Der Bau der Motoren, Prüfstandsläufe, alle kleinen Weiterentwicklungen."
Viel könne man wegen der Homologation ohnehin nicht verändern, doch Alpine arbeite weiterhin an der Zuverlässigkeit, die im WEC-Debütjahr ein Problem gewesen ist. Der ursprüngliche Motorenpartner Mecachrome sei künftig nur noch in reduzierter Form als Komponentenlieferant in das Projekt eingebunden.
"Bei einem solchen Motor gibt es immer Dinge, die verbessert werden können", weiß Bruno Famin als Alpine-Verantwortlicher. "Heute wird alles in Viry gemacht. Zuvor war Mecachrome unser Hauptpartner in diesem Bereich, aber jetzt läuft alles bei uns."
