Jonas Vingegaard versuchte auf der 16. Etappe der Tour de France alles, um Tadej Pogacar aus dem Konzept zu bringen. Das gelang dem Dänen durchaus, nur überraschte er mit seinem ersten Angriff sogar seine eigenen Teamkollegen.
Dass sich Jonas Vingegaard und sein Team für den Anstieg zum Ventoux-Gipfel einiges vorgenommen hatten, war schon klar, bevor es bergauf ging. Visma platzierte früh im Rennen zwei "Satelliten" vor dem Feld. Im Peloton selbst knallte das Team regelrecht in den Anstieg hinein. Es war der Vorbote auf das, was wenig später folgen sollte.
Vingegaard setzte seine erste von drei Attacken knapp acht Kilometer vor dem Ziel. Eigentlich also viel zu früh. Zumindest war dieser frühe Antritt bei der Team-Besprechung im Vorfeld nicht geplant.
"Ursprünglich wollten wir versuchen, bis auf 1,5 Kilometer an den Gipfel zu kommen, weil es dort wieder steiler wird. Aber Jonas hat mir gesagt, dass er früher angreifen will, damit Tadej sich nicht erholen kann", plauderte Victor Campenaerts im "Sporza"-Interview aus, dass sein Chef den Angriffsplan änderte.
Vingegaard und Visma haben "nichts zu verlieren"
"Natürlich wollten wir Pogacar unter Druck setzen. Es war gut, dass wir zwei Leute in der Ausreißergruppe hatten", meinte Tiesj Benoot, der einer dieser beiden Ausreißer war. "Es war ein großer Vorteil, einen Teamkollegen zu haben. Diesen Teil des Plans haben wir erfolgreich umgesetzt", sagte er.
Sepp Kuss wiederum erklärte, dass diese offensive Taktik letztlich auch das Resultat der Gesamtwertung war. "Irgendwie ist es eine ganz nette und interessante Position, denn es gibt schon einen ordentlichen Abstand [zwischen Vingegaard und Pogacar] und wir haben nichts zu verlieren, wenn wir es versuchen. Wir können wirklich mit wehenden Fahnen untergehen und es in jedem Moment versuchen", erklärte der US-Amerikaner.
"Wenn Jonas sich gut fühlt, ..."
Vingegaard sei es mittlerweile egal, ob er noch mehr Zeit auf Pogacar oder gar einen Platz im Klassement verliere, sagte Kuss.
"Wir wissen gar nicht genau, wo wir angreifen werden, aber immerhin tun wir es mit der Einstellung, dass wir nichts zu verlieren haben. Das motiviert uns, alles zu geben und am Ende der Tour nichts zu bereuen."
Letztlich gehe es nun vor allem darum, "Spaß zu haben", betonte Kuss. "Und wenn Jonas sich gut fühlt, können wir eine Menge interessanter Dinge machen."





