Gut dreieinhalb Monate nach Saisonende liegt nun der Media-Report zum Skisprung-Weltcup 2024/25 vor. Dieser zeigt die Entwicklung des TV-Markts und das Sehverhalten der Fans und zieht Vergleiche zu den Vorsaisons. Während das Männer-Skispringen weiter an Zuschauern verliert, wecken Frauen- und Mixed-Wettbewerbe immer größer werdendes Interesse. Doch das ist nicht der einzige auffällige Trend.
Das Skispringen hat eine geradezu turbulente Saison hinter sich. Während auf den Schanzen insbesondere die Österreicher dominierten, machte die Sportart durch den Materialskandal bei der WM in Trondheim auch große Negativ-Schlagzeilen.
Umso gespannter warteten Insider deshalb auf den Media-Report zum Winter 2024/2025. Dieser erscheint jährlich und wird vom Forschungs- und Beratungsunternehmen Nielsen erstellt und durch den Ski-Weltverband FIS veröffentlicht. Die neueste Version dieser Marktanalyse erstreckte sich über mehr als 50 Länder und inkludierte erstmals auch zahlreiche neue Märkte und Streaming-Angebote, wodurch die erhobenen Daten noch hochwertiger wurden.
Anbieter wie etwa die US-Plattform 'skiandsnowboard.live' machten zwar bisher nur rund 0,5 Prozent der Gesamtreichweite aus, weisen aber in mehreren Märkten (vor allem Skandinavien und Nordamerika) deutliche Wachstumsraten auf und haben unbestritten das größte Wachstumspotenzial.
Neuer TV-Rekord für den Skisprung-Zirkus
In der Saison 2024/25 wurden weltweit über 25.000 TV-Sendungen mit Skisprungbezug ausgestrahlt – fast doppelt so viele wie in der vorherigen Saison. Die Gesamtsendezeit stieg um 151 Prozent auf mehr als 22.000 Stunden, ein Rekordwert. Während damit einhergehend auch die Sichtbarkeit erhöht wurde (+158 Prozent), gingen die Sponsoringeinnahmen um 8 Prozent zurück und lagen bei 27,6 Millionen Euro.
Auch die weltweite kumulierte Zuschauerreichweite sank um 16 Prozent auf 1,55 Milliarden. Ebenso gingen die Event-Impressions (Sendezeit in Sekunden mal Zuschauerzahl in Millionen geteilt durch 30 Sekunden, Anm. d. Red.) um neun Prozent auf knapp 61 Milliarden zurück. Der Report erklärt diesen vermeintlichen Widerspruch durch eine Ausweitung des Monitoring-Umfangs: Viele, teils neue, Märkte mit geringer Zuschauerbindung wurden erstmals erfasst, wodurch sich die Gesamtzahlen relativierten.
Besondere Auswirkungen hatte auch der Terminplan im Männer-Weltcup: Lag die Anzahl der Wettbewerbe in 2023/2024 noch bei 39, waren es wegen der Terminsperre während der Nordischen Ski-WM nur 33, was sich direkt in den Reichweitenzahlen niederschlug. Die Event-Impressions gingen um 14 Prozent auf knapp 51 Milliarden zurück. Besonders stark war der Rückgang in Polen (-22 Prozent), was vor allem mit den schwachen Resultaten der polnischen Springer zusammenhing. In Deutschland und Österreich blieb das Medieninteresse hingegen weitgehend stabil, teils mit leichten Zuwächsen beim Medienimpact je Wettbewerb (+3 Prozent in Österreich, +5 Prozent in Deutschland).
Vierschanzentournee bleibt Quoten-Hit
Die Saison-Highlights waren derweil absolute Quoten-Hits. Die Vierschanzentournee generierte weiterhin die höchsten Werte. Insgesamt stieg die Live-Zuschauerzahl der Tournee um 6 Prozent im Vergleich zur Vorsaison. In Österreich schossen die Zahlen sogar um 41 Prozent in die Höhe, bedingt durch den Dreifach-Triumph von Daniel Tschofenig, Jan Hörl und Stefan Kraft – einem bisher einmaligem Ereignis. Selbst die Qualifikationen im Rahmen der Tournee zogen im Schnitt 5,8 Millionen Zuschauer an, Qualifikationen im restlichen Saisonverlauf kamen im Schnitt nur auf 0,8 Millionen.
Die Raw-Air-Tour in Norwegen verzeichnete zwar Reichweiten leicht unter Vorjahresniveau, weckte aber deutlich mehr Medien- und Zuschauerinteresse als infolge des Materialskandals bei der Nordischen Ski-WM in Trondheim, der sich nur wenige Tage zuvor ereignete, zu befürchten war. Die WM selbst findet im Media-Report keine Berücksichtigung, da sie nicht zum Weltcup gehört und somit nicht Teil der Analyse ist.
Frauen-Skispringen in Deutschland besonders beliebt
Der Frauen-Weltcup verzeichnete indessen eine sehr positive Entwicklung. Die Medienpräsenz stieg um 24 Prozent, die Zuschauerreichweite um 19 Prozent. Besonders herausragend war das Wachstum in Deutschland (+22 Prozent), China (vor allem durch die ersten Weltcup-Springen in Zhangjiakou) und Polen, wo Mixed-Team-Events für eine deutliche Steigerung sorgten.
Einzig in Japan zeigte der Trend nach unten: Dort wurde zwar die Berichterstattung ausgebaut, die Zuschauerzahlen gingen aber um satte 36 Prozent nach unten, was sich auch in einem Rückgang der Event-Impressions um 13 Prozent niederschlug. Analog zu Polen hing dies auch mit dem Ausbleiben der Top-Resultate der eigenen Landsleute zusammen.
Ein deutliches Zuschauerplus von zwei Millionen Zuschauern verzeichnete dagegen die Two-Nights-Tour rund um den Jahreswechsel und verdeutlichte damit, wie wertvoll die Belegung dieser Termine für das Skispringen ist. Diese blieben bis auf eine Ausnahme in den 2010er-Jahren im Frauen-Weltcup gänzlich ungenutzt und sind somit belegbar ungenutztes Potenzial gewesen.
Insgesamt erreichten Frauen- und Mixed-Wettbewerbe einen Anteil von 16 Prozent am gesamten medialen Impact des Skisprung-Weltcups, hier machte sich vor allem die steigende Zahl der ausgetragenen Wettkämpfe im Vergleich zu den Vorsaisons positiv bemerkbar.
Deutschland wichtigster TV-Markt fürs Skispringen
Der wichtigste einzelne TV-Markt für den Skisprung-Weltcup ist und bleibt Deutschland. ARD und ZDF generierten gemeinsam 43 Prozent des gesamten Medienimpacts. Die öffentlich-rechtlichen Sender behaupteten ihre Spitzenposition trotz eines leichten Rückgangs der Durchschnittszuschauer bei Live-Übertragungen von 2,87 auf 2,67 Millionen. Eurosport, mittlerweile in allen europäischen Märkten aktiv, stellte mit Abstand die meiste Sendezeit, erreichte allerdings nur rund 7 Prozent der kumulierten Zuschauerreichweite.
Auch bei den Event-Impressions führte Deutschland (28,5 Milliarden) klar vor Polen (16,1), Österreich (4,1), Slowenien (3,5) und Finnland (1,2). Märkte wie China, Norwegen und die Schweiz, die selbst Weltcup-Ausrichter haben, zeigten steigende Reichweitenzahlen, während Länder wie Frankreich und Italien, in denen keine Weltcups stattfanden, eher stagnierende oder rückläufige Tendenzen aufwiesen.
Trotz des Rückgangs der Gesamtreichweite behauptete der Skisprung-Weltcup seine Bedeutung im Vergleich zu anderen Wintersport-Wettkampfserien. Die Studie von Nielsen Sports zeigte, dass vor allem die Saison-Highlights wie die Vierschanzentournee sowie das kontinuierlich steigende Interesse an Frauen- und Mixed-Wettbewerbe zentrale Faktoren für die mediale Zukunft des Skispringens sind. In den kommenden Jahren wird besonders die wachsende Bedeutung neuer Märkte und digitaler Übertragungswege entscheidend sein, um die Reichweite und Relevanz der Sportart aufrechtzuerhalten oder bestenfalls zu erhöhen.