Das Qualifying der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) bleibt fest in Cadillac-Hand: Nach den 24 Stunden von Le Mans fuhren die beiden werkseingesetzten Cadillac V-Series.R von Jota Sport auch bei den 6 Stunden von Sao Paulo kollektiv in die erste Startreihe. Wieder waren es Alex Lynn und Sebastien Bourdais, die die V8-Boliden in die erste Startreihe steuerten. Mick Schumacher verpasste die Top 10 deutlich.
Lynn markierte im Cadillac #12 (Lynn/Nato/Stevens) die Bestzeit in 1:22.570 Minuten und unterbot damit die Polezeit aus dem Vorjahr (1:23.140 Minuten) um satte 0,570 Sekunden. Möglich machte dies eine Neuasphaltierung des Autodromo Jose Carlos Pace nur elf Jahre nach der bisher letzten. Bourdais im Cadillac #38 (Bamber/Bourdais/Button; 2.) brauchte eine Runde mehr, reihte sich aber ebenfalls souverän in der ersten Reihe ein.
"Bis zur Hyperpole hatten wir einfach ein wirklich schwieriges Wochenende. Es war eine Aneinanderreihung kleiner Fehler, die zu einigen falschen Einschätzungen führten, und ich hatte das Gefühl, dass uns das irgendwie in eine Sackgasse gebracht hat. Nach ein paar weiteren Anpassungen an der Abstimmung lief es im FP3 dann gut", so der ehemalige Formel-1-Pilot.
Die zweite Reihe teilen sich Julien Andlauer im Porsche #5 (Andlauer/Christensen; 3.) und Malthe Jakobsen im Peugeot #94 (Duval/Jakobsen; 4.). Die Peugeot 9X8 sind die große Überraschung des bisherigen Wochenendes - begünstigt von einer günstigen Einstufung in der Balance of Performance (BoP), aber so stark wie seit dem Rennen in Katar 2024 nicht mehr.
Paul di Resta stellte den zweiten Peugeot, die #93 (di Resta/Jensen), auf Startplatz sechs. Dazwischen platzierte sich Sheldon van der Linde im BMW #20 (Rast/Wittmann/S. van der Linde; 5.).
Nicht an die starken Trainingsleistungen anknüpfen konnte der Porsche #6 (Estre/L. Vanthoor; 7.), gefolgt vom BMW #15 (D. Vanthoor/Magnussen/Marciello; 8.).
Nur ein Ferrari in der Hyperpole
Bereits im regulären Qualifying wurde es spannend im Kampf um den Einzug in die Hyperpole. Lange sah es danach aus, als würden alle drei Ferrari 499P ausscheiden. Am Ende rettete sich Le-Mans-Sieger Robert Kubica im privaten AF-Corse-Ferrari #83 (Kubica/Ye/Hanson; 9.) als einziger Ferrari ins Top-10-Shootout - die beiden Werksautos blieben draußen.
Mit Mühe ebenfalls gerade noch in die Hyperpole schaffte es der Toyota #8 (Hartley/Hirakawa; 10.). In dieser war für beide Hersteller jedoch kein Vorstoß mehr möglich. Sowohl Ferrari als auch Toyota kämpfen mit deutlichen Nachteilen durch ihre Einstufungen im Bereich unter 250 km/h.
Knapp an der Hyperpole vorbei schrammten die Aston Martin Valkyrie - eine kleine Enttäuschung nach den starken Auftritten in den Freien Trainings. Alex Riberas verpasste im Aston Martin #009 (Riberas/Sörensen; 11.) den Cut um nur 0,078 Sekunden.
Völlig ohne Chance blieb Alpine: Weder Mick Schumacher noch Paul-Loup Chatin kamen auch nur in die Nähe der Top 10. Am Ende blieb für beide A424 nur die achte Startreihe - eingerahmt von den beiden Ferrari-Werksautos, die sich aus völlig ungewohnten Positionen ins Rennen kämpfen müssen.
Vom letzten Platz muss der Toyota #7 (Conway/Kobayashi/de Vries; 18.) starten. Kamui Kobayashi kam nicht über den letzten Rang hinaus - mit mehr als drei Zehntelsekunden Rückstand auf den Vorletzten, den Ferrari #51 (Pier Guidi/Calado/Giovinazzi; 17.), gefahren von Antonio Giovinazzi.
Traum-Pole für Barrichello
Riesenjubel an der Box von Racing Spirit of Leman: Eduardo "Dudu" Barrichello sicherte dem RSL-Aston-Martin #10 (Mcintosh/Barrichello/Hasse-Clot; 1. LMGT3) die erste Poleposition für das noch junge WEC-Programm des Teams vom Genfersee - und das vor heimischer Kulisse.
Der Sohn des ehemaligen Formel-1-Fahrers Rubens Barrichello und in Sao Paulo zu Hause, setzte sich in 1:33.849 Minuten knapp gegen Clemens Schmid durch. Der Ex-DTM-Pilot und sein Teamkollege Finn Gehrsitz platzierten die traditionell im Qualifying starken Lexus RC F LMGT3 auf den Plätzen zwei und drei.
Auch Iron Lynx durfte jubeln: Lin Hodenius stellte den Mercedes-AMG #61 (Berry/Hodenius/M. Martin) auf Platz vier. Dahinter folgten beide McLaren 720S LMGT3 von United Autosports. Die "Iron Dames" schafften als Siebte erstmals in dieser Saison den Sprung in die Hyperpole.
Überraschend verpassten die beiden Ferrari 296 LMGT3 von AF Corse die zweite Qualifying-Phase. Auch die beiden BMW M4 LMGT3 schafften den Einzug nicht - bei WRT fehlt es bereits das ganze Wochenende an Tempo. Ebenfalls nicht dabei: der THOR-Aston-Martin #27 (James/Robichon/Drudi) und der Manthey-Porsche #92 (Hardwick/Pera/Lietz), der unter seinem Erfolgsballast litt.
Der Start zum Rennen erfolgt am Sonntag um 16:30 Uhr MESZ.