Dauersieger, Spitzenreiter, Titelfavorit. Marc Márquez, der "King of Sachsenring", kommt in Galaform nach Deutschland, die Konkurrenz scheint machtlos.
Ausnahmsweise stand Marc Márquez nicht in der Mitte, ein ganz neues Bild, das sich im Vorjahr am Sachsenring auf dem Podium bot. Geschlagen, bei der Siegerehrung eher eine Randerscheinung, völlig ungewohnt für den Spanier.
Ein Jahr später will der "Sachsenking" zurück auf den Thron - und kann sich angesichts seiner Überlegenheit in der MotoGP am Wochenende beim Großen Preis von Deutschland wohl nur selbst ausbremsen.
Márquez reist nach zehn Rennen und ebenso vielen Sprints mit 15 (von 20 möglichen) Siegen nach Hohenstein-Ernstthal. Anders als noch im Vorjahr bleibt der Klassenbeste meist sitzen, nur einmal sah Márquez die Zielflagge nicht.
Schwächen? Fehlanzeige. Nach schwierigen Jahren mit Honda, Problemen wegen eines Oberarmbruchs und Doppelsichtigkeit ist der 32-Jährige wieder die unumstrittene Nummer eins der Motorrad-Königsklasse.
Familien-Duell am Sachsenring?
Dass es jetzt auch noch nach Sachsen geht, ist keine gute Nachricht für die Konkurrenz. Hier hat Márquez abgesehen von 2024, als er nach einem verpatzten Qualifying Francesco Bagnaia den Vortritt lassen musste, bei jedem Grand-Prix-Start gewonnen - auch schon vor dem Aufstieg in die MotoGP.
Der Italiener Bagnaia, im Ducati-Werksteam der Platzhirsch bis Márquez in diesem Jahr zu den Roten kam, konnte bislang rein gar nichts gegen den sechsmaligen MotoGP-Champion ausrichten, liegt weit abgeschlagen zurück.
Selbst wenn der Turiner fünf Grands Prix gewinnen und Márquez immer ausscheiden würde, könnte er nicht vorbeiziehen.
Die größte Gefahr droht dem Überflieger ohnehin aus der eigenen Familie. Álex Márquez, in der vergangenen Saison noch sein Teamkollege beim Ducati-Kundenteam Gresini, ist im Klassement Zweiter.
Den Brüdern gelangen 2025 bereits 13 Doppelsiege, ehe Álex zuletzt in Assen stürzte und sich eine Fraktur in der linken Hand zuzog. Nach einer OP will der 29-Jährige aber dennoch starten.
Márquez auf WM-Kurs in der MotoGP
Er werde "deutlich offensiver" ins Wochenende gehen als zuletzt, sagte, beziehungsweise drohte, Marc Márquez: "Mugello und Assen waren - zumindest auf dem Papier - nicht gerade Strecken, die meinem Fahrstil besonders entgegenkamen. Hier auf dem Sachsenring sieht die Sache etwas anders aus: Diese Strecke kommt meinem Fahrstil sehr entgegen, und das muss ich voll ausnutzen."
Attacke ist angesagt, eigentlich gut für die Fans, in diesem Fall aber eher nicht: Sie erleben die langweiligste Saison seit Jahren, zumindest was den Titelkampf angeht.
Warum? Weil der beste Fahrer auf dem besten Motorrad sitzt, nach einem Kennenlernjahr mit der Desmosedici läuft es reibungslos, die Kombination Ducati/Márquez ist beängstigend gut. Es gibt nur ein Szenario, das den Griff nach der Krone verhindern könnte. Ein Sturz mit Verletzungsfolge und wochenlangem Ausfall. Niemand wünscht sich das.
In den Niederlanden feierte Márquez zuletzt seinen 68. Sieg in der MotoGP, zog mit Rekordweltmeister Giacomo Agostini aus Italien gleich. Auf Platz eins in dieser Rangliste steht dessen Landsmann Valentino Rossi (89), es ist nur eine Frage der Zeit, bis der "Doctor" abgelöst wird. Doch vorher holt Márquez mit ziemlicher Sicherheit erstmals nach sechs Jahren wieder den Weltmeistertitel.