Das deutsche Biathlon-Zeugnis für den Winter 2022/23
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Das deutsche Biathlon-Zeugnis für den Winter 2022/23
Die Biathlon-Saison 2022/23 ist Geschichte! Aus deutscher Sicht gab es einige Highlights und nicht wenige Enttäuschungen. Entsprechend unterschiedlich fällt das Urteil über das Abschneiden der deutschen Skijäger*innen aus.
Roman Rees - Note: 2,0
Erstmals als Neunter Top 10 im Gesamtweltcup, eine Bank in den Staffeln und zum zweiten Mal in seiner Karriere bei einem Sprint-Rennen auf dem Podest: Der Winter 2022/23 markiert für Rees einen Schritt nach vorne da. Der ausgezeichnete Start in die Saison weckte vielleicht noch größere Hoffnungen, alles in allem wusste Rees aber zu überzeugen.
Franziska Preuß - Note: -
Gerade einmal acht Weltcuprennen konnte Preuß 2022/23 absolvieren. Das Highlight: Platz zehn im Verfolger von Annecy. Dass das der siebenmaligen WM-Medaillengewinnerin nicht gerecht wird ist klar, dass ihr einmal mehr der Körper einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht hat, die bittere Wahrheit. Eine Benotung der Seuchensaison verbietet sich.
Philipp Horn - Note: 4,5
Im September 2022 holte Horn bei den Deutschen Meisterschaften die Titel im Einzel und im Sprint, bei der Sommer-Biathlon-WM sicherte sich der 28-Jährige zudem überraschend Gold im Super-Sprint - dann folgte die Weltcup-Saison und einmal mehr das böse Erwachen. Denn obwohl er im IBU-Cup fraglos zu den Besten gehört, verliefen Horns Ausflüge zur Elite ernüchternd. Sechsmal bekam er die Chance, Rang 19 war das höchste der Gefühle.
Hanna Kebinger - Note: 1,5
Die Saison begann Kebinger noch IBU-Cup, brillierte dort und stieg ins Weltcup-Team auf, wo sie einfach stark weitermachte. Die Debütsaison der 25-Jährigen spülte sie bei gleich vier Individualrennen in die Top 10, bei der WM gewann sie zudem Silber mit der Staffel und im letzten Massenstart des Winters verpasste Kebinger mit Platz vier nur haarscharf ihr erstes Podium.
Justus Strelow - Note: 3,0
Seine erste volle Weltcup-Saison beendete Strelow als 21. der Gesamtwertung sowie mit drei Top-Ten-Plätzen in Einzel-Rennen. Ein sehr solides Abschneiden, das allerdings nur schwer darüber hinwegtäuschen kann, dass der 26-Jährige läuferisch schlicht und einfach meist zu weit von der Elite entfernt ist. Negativer Höhepunkt: Rang 28 im abschließenden Massenstart - ohne einen einzigen Schießfehler.
Vanessa Voigt - Note: 2,0
In ihrer zweiten kompletten Saison im Weltcup hat Voigt den starken Eindruck aus dem Vorjahr mit Rang zwölf im Gesamtweltcup bestätigt. Für das Podium reichte es zwar nie, aber die Top 10 knackte Voigt regelmäßig. Staffel-Silber rettet eine ansonsten allerdings erschreckend schwache WM.
David Zobel - Note: 3,5
Rang drei im Einzel, Neunter im Sprint, Achter im Verfolger: Zobel startete überragend in seine erste komplette Saison im Weltcup - und bracht dann heftig ein. Ganze sechs Rennen beendete der 26-Jährige sogar außerhalb der Punkte, bei der WM passte dir Form zudem überhaupt nicht. Der gute Auftakt rettet die Saison-Note, will er 2023/24 wieder zum A-Kader gehören, muss sich Zobel allerdings strecken.
Denise Herrmann-Wick - Note: 1,0
Das letzte Jahr der Biathlon-Karriere von Denise Herrmann-Wick war nochmal ein ganz besonderes. Die 34-Jährige gewann bei der WM vor heimischer Kulisse Gold im Sprint sowie Silber im Verfolger und mit der Staffel, feierte drei weitere Siege im Weltcup und sicherte sich zum zweiten Mal in ihrer Laufbahn die Disziplinwertung im Sprint. Ein krönender Abschluss einer tollen Laufbahn!
Johannes Kühn - Note: 4,0
Platz elf in der Gesamtwertung 2021/22 schürte hohe Erwartungen an den pfeilschnellen 31-Jährigen, denen dieser lange nicht gerecht werden konnte. Vor allem in der Loipe enttäuschte Kühn zu Saisonbeginn, der Knoten platzte erst bei der WM, bei der Kühn einer der besten DSV-Vertreter war. Von Kühn, der in seiner Karriere bereits einen Sprint gewinnen konnte und zweimal das Podium enterte, darf und kann man allerdings mehr erwarten.
Benedikt Doll - Note: 1,5
Doll untermauerte eindrucksvoll, dass er die Nummer eins im deutschen Männer-Team ist. Der 32-Jährige feierte im Einzel von Östersund seinen vierten Weltcupsieg in einem Individual-Rennen, erreichte mit Platz vier seine beste Karriereplatzierung in der Gesamtwertung und verpasste die kleine Kristallkugel in der Einzelwertung nur knapp. Eine eher durchwachsene Heim-WM in Oberhof trübt die starke Bilanz allerdings.
Anna Weidel - Note: 4,5
Ihre erste komplette Saison als Teil des Weltcupteams beendete Weidel als 29. der Gesamtwertung. Das Gros ihrer Punkte hat die 26-Jährige allerdings ihrem einzigen Top-Ergebnis, Rang fünf beim ersten Sprint in Kontiolahti, zu verdanken, danach kam nicht mehr viel. Bei der WM reichte es nur für einen desaströsen Start im Einzel (Rang 87). Das Problem: zu wenige Nullfehler-Einlagen, zu wenig Speed unter den Brettern.
Philipp Nawrath - Note: 4,0
Nawrath wird mit gemischten Gefühlen auf den Winter 2022/23 blicken. Der 30-Jährige startete als Teil des Weltcupteams, enttäuschte, wurde in den IBU-Cup zurückversetzt und fightete sich dann in den A-Kader zurück. Während und nach der WM mit guten Leistungen und einigen Top-10-Rängen. Letztlich muss das aber auch der Anspruch des erfahrenen DSV-Skijägers sein.
Sophia Schneider - Note: 2,0
Zu Beginn der Weltcup-Saison kannten wohl nur Experten Sophia Schneider - das hat sich nun geändert. Zum Auftakt in Kontiolahti zauberte Schneider ein starkes Debüt bei der Elite in den Schnee, nach dann schwächeren Ergebnissen, meldete sie sich zur WM stark zurück und gewann sogar Staffel-Silber. Anschließend setzten ihr körperliche Probleme zu, Schneider war dennoch eine der positiven Überraschungen.
Lucas Fratzscher - Note: 3,0
Als Belohnung für eine stark Saison im IBU-Cup durfte Fratzscher beim Weltcupfinale in Oslo bei Sprint und Verfolgung mitwirken. Beide Male landete der 28-Jährige locker in den Punkten. Die ganz dicken Ausrufezeichen waren nicht dabei, mit der enormen Konstanz in "Liga zwei" hat Fratzscher allerdings Ansprüche auf einen Platz im Weltcupteam angemeldet.
Janina Hettich-Walz - Note: 4,0
Hettich-Walz hat auch 2022/23 immer mal wieder ihr offensichtliches Talent aufblitzen lassen (zweimal Top 10 im Sprint). Nach 81 Starts im Weltcup ist das allerdings nicht mehr das, was man von der 26-Jährigen erwartet. Läuft alles normal, kann die Top-Schützin im Weltcup mithalten, der nächste Schritt auf den Weg in die Weltspitze blieb allerdings einmal mehr aus.