Argentinien vs. Kroatien: Noten und Einzelkritik

Am Dienstag duellierten sich Argentinien und Kroatien um den ersten Platz im Finale der WM 2022 in Katar. Dank einer Gala von Lionel Messi ließen die Südamerikaner dem Finalisten von 2018 beim 3:0 kaum eine Chance. Alle Akteure in der Einzelkritik:

Schätzte die Hereingaben des Gegners stets richtig ein und strahlte auf der Linie Ruhe aus. Musste keine Glanztaten zeigen, war aber da, wenn er gefordert war. Überstand im zweiten Durchgang auch die kritischen Momente nach Standards mit seiner Coolness unbeschadet.

Stellte Sosa mit seinen Läufen vor gelegentliche Probleme. Mit der Zeit deutlich häufiger defensiv gegen Perisic gefordert. Ließ seinem Gegenspieler manchmal zu viel Platz, verhinderte aber komplette Durchbrüche.

Durfte in den letzten Minuten mitmischen. Stand dort nicht mehr im Mittelpunkt.

Agierte von der ersten Minute an giftig und zielstrebig in den Zweikämpfen. Schoss phasenweise etwas über das Ziel hinaus. Insgesamt aber mit hoher Erfolgsquote in wichtigen Momenten.

Warf sich auf der letzten Linie in jeden Schuss und verhinderte streckenweise jegliche Aktionen Richtung Tor. Bewies bei Pässen in den Raum ein gutes Spielverständnis und war mit beeindruckender Abgeklärtheit zu Stelle.

Wurde in der Defensive von Pasalic und Modric vielfach mit Tempo gefordert. Hielt mit gutem Positionsspiel dagegen. Fing etliche Pässe ab, in der Flankenverteidigung ebenfalls aufmerksam. Bot sich zudem durch hohe Laufbereitschaft im Umschaltspiel und offensive Impulse an.

Kam bei den Kombinationen der Kroaten im Mittelfeld streckenweise nur selten dazwischen und lief viel hinterher. Offensiv auf engstem Raum dafür immer wieder mit guten Einfällen. Hatte die beste Chance der Anfangsphase (25.). Erzwang mit seinem tiefen Pass den Elfmeter. Wurde mit der Führung im Rücken immer sicherer.

Übernahm bei Argentinien meist die tiefere Position im Spielaufbau. Brachte Ruhe und Stabilität vor der Abwehr. Teilte in den direkten Duellen zudem ordentlich aus und stoppte viele Angriffe des Gegners mit gesunder Härte.

Sorgte durch die Umstellung auf Dreierkette für ein noch kompakteres Abwehrzentrum. Bestand die Prüfungen der letzten halben Stunde ohne Schwierigkeiten. Musste aber nur selten ans Limit gehen.

Ließ sich im Umschaltspiel ab und zu überspielen, agierte ansonsten aber taktisch sehr diszipliniert. Schloss viele Lücken und war stets aufmerksam. Streute aus dem Zentrum einige Pässe hinter die Kette ein.

Ersetzte de Paul im Mittelfeld und ließ keine Lücke entstehen. Lieferte einen fehlerarmen Auftritt ab und half, das Spiel locker herunterzuspielen.

Bot über weite Strecken ein unscheinbares Spiel an, steuerte mit der Zeit aber einige unerwartete Höhepunkte bei. Traf per Kopf fast zum 3:0 (43.). Im Passspiel punktuell mit kleineren Impulsen. Dafür gegen den Ball etwas zahnloser als die meisten Kollegen.

Kam kurz vor dem Ende, als die Partie bereits entschieden war.

Brachte seine Farben per Elfmeter in Führung (34.) und riss das Spiel danach komplett an sich. Zeigte unfassbare Dinge am Ball. War beim zweiten Tor erneut entscheidend beteiligt. Das dritte Tor fiel nach seiner traumhaften Einzelaktion (70.). Sein Traum vom WM-Titel lebt weiter.

Präsentierte sich in der Sturmspitze umtriebig und laufstark. Ging fast jeden Ball nach und wurde mit dieser Einsatzbereitschaft zu einem Schlüsselspieler. Holte den Elfmeter mit geschicktem Laufweg heraus, machte das 2:0 nach unfassbarem Antritt selbst (39.). Vollendete nach der Pause das Messi-Solo zum 3:0 und krönte einen sensationellen Auftritt.

Strotzte nur so vor Einsatzbereitschaft bei seinem ersten Turniereinsatz. Wirkte nach langer Verletzung frisch und hätte per Konter fast noch einen Treffer nachgelegt. Könnte in dieser Manier im Finale ein Faktor werden.

War anders als in den letzten Spielen nicht der erhoffte Held. Hielt den ersten Schuss von Fernández noch mit leichten Schwierigkeiten (25.). Verursachte dann mit seinem Foul gegen Álvarez aber wenig später einen Elfmeter (32.). Verhinderte mit wichtigen Paraden gegen Mac Allister (43.) und Messi (58.) immerhin eine noch höhere Pleite.

Zeigte nur selten seinen Offensivdrang und kam kaum einmal mit Tempo ins letzte Drittel. Hinten trotz guter Zweikampfquote auf der letzten Linie wackelig. Agierte vor dem 0:2 zu passiv gegen Álvarez.

Verlor im ganzen Spiel nur ein direktes Duell. War damit aber dennoch kein Garant für defensive Stabilität. Leistete sich ein großes Missverständnis mit Gvardiol vor dem Elfmeter (32.). Bei den schnellen Angriffen der Südamerikaner häufig eine Spur zu langsam.

Strahlte Autorität in der Abwehr aus und traute sich viel zu. Löste so etliche Situationen mit Ruhe auf. Wurde aber vereinzelt auf dem falschen Fuß erwischt. War vor dem Elfmeter nicht aufmerksam genug (32.). Beim 0:3 von Messi böse vorgeführt (70.).

Ließ sich in der Defensive von den Läufen seiner Gegenspieler mitunter überrumpeln. War beim 0:2 das letzte Glied in der Fehlerkette (39.). Betrieb im Spiel nach vorne einen hohen Aufwand. Die Qualität seiner Flanken erreichte aber nicht ihr normales Niveau.

Verlor sich auf der linken Seite in vielen Szenen in kleinteiligen Aktionen. Konnte sich kaum einmal durchsetzen. Wurde erst in der Schlussphase zielstrebiger, als es schon fast zu spät war.

War im Zentrum für die Absicherung bei Umschaltaktionen zuständig. Stand gerade nach dem ersten Gegentor einige Zeit lang allerdings neben sich. Fand auch sonst gegen Messi und Fernández im Zehnerraum keine verlässlichen Mittel.

Brachte mit seiner Körperlichkeit ein neues Element ins Spiel seiner Mannschaft. Sorgte teilweise für den Anflug von Gefahr im argentinischen Strafraum. In Richtung Tor kam aber nicht mehr viel.

Zeigte sich als mannschaftsdienlicher Dirigent seiner Mannschaft. Sorgte oftmals für die Tempowechsel im kroatischen Spiel. Blieb letztlich glücklos, war in seinen Ansätzen dennoch bester Spieler Kroatiens.

Besiegelte den Generationenwechsel mit seiner Einwechselung. Gab aus der zweiten Reihe noch einen Verzweiflungsschuss ab. Für mehr reichte die Zeit nicht.

Brachte mit seinen Läufen viel Dynamik in die Ballbesitzphasen seiner Mannschaft. Leitete so teilweise im Alleingang Angriffe ein, wenn es Platz gab. Fand gegen die stabile Grundordnung des Gegners bei statischen Angriffen kaum Mitteln.

Hatte vor der Pause deutlich weniger Aktionen als Perisic, leistete sich am Ball allerdings auch eine deutlich höhere Fehlerquote. Besetzte im Umschaltspiel die richtigen Räume, war dort aber ebenfalls meist nur Mitläufer. Musst schon zur Pause weichen.

Hielt noch einmal mit körperlicher Intensität dagegen. Wirkte deshalb etwas griffiger als Pasalic vor ihm auf dieser Position. Im letzten Drittel fehlten die zwingenden Ideen.

Ließ sich häufig fallen. Fand so Bindung zum Spiel, fehlte aber als Vollstrecker im Strafraum. Konnte die argentinische Defensive selten überraschen, wenngleich er nie aufsteckte. Machte es dem Gegner mit seinem energischen Pressing im Aufbau schwer.

Verlor in der Schlussphase viele Bälle und fand keinen Weg mehr ins Spiel. Konnte der Abgeklärtheit des Gegners fast nichts mehr entgegensetzen.

Probierte sich auf der linken Seite an vielen Einzelaktionen. Verschaffte sich gegen Molina phasenweise kleinere Vorteile. Lupfte einmal frech knapp über das Tor (31.), mehrfach fehlte ihm im Dribbling aber der letzte Biss.