Union Berlin vs. FC Bayern: Noten und Einzelkritik

Am Samstagnachmittag standen sich Union Berlin und der FC Bayern im Spitzenspiel der Bundesliga gegenüber. Giftige Berliner verlangten dem Rekordmeister alles ab und verdienten sich letztlich beim 1:1 zu Recht einen Punkt. Alle Akteure in der Einzelkritik:

Musste anfangs weniger Bälle halten als erwartet. War beim abgefälschten Schuss von Kimmich dann direkt machtlos (15.). Die Chancen, um sich auszuzeichnen, kamen aber: Hielt einmal grandios gegen Sané (36.), gegen Mané ebenfalls mit drei richtig guten Taten (56., 82., 90.). Wichtiger Rückhalt für seine Farben!

Musste sich in den Zweikämpfen zwar punktuell geschlagen geben, bewies dafür ein gutes Positionsgefühl. Verschob aufmerksam und hielt die Schnittstellen zu den Nebenleuten eng. Wurde deshalb lange nur selten von den Bayern überspielt. Steigerte sich nach guter erster Hälfte nach dem Seitenwechsel noch weiter.

Verfolgte Mané auf Schritt und Tritt und folgte dem Münchner teilweise auch, wenn sich dieser fallen ließ. Stellte ihn vor der Pause erfolgreich kalt, verlor später aber sichtlich den Zugriff. War dann in der insgesamt starken Union-Kette mitunter ein Schwachpunkt. Am Ball mit einer schlechten Quote.

Sammelte etliche wichtige Defensivaktionen rund um den eigenen Strafraum an und bekam in vielen Szenen noch sein Bein dazwischen, bevor es gefährlich wurde. Gerade in den letzten Minuten, als Bayern noch einmal drückte, sehr aufmerksam. Hinterließ im Spielaufbau bei den Berlinern den besten Eindruck.

Bot im Spiel nach vorne oftmals mit wenigen Kontakten gute Lösungen an. Hätte die Bayern mit seinen Pässen hinter die Kette wiederholt fast geknackt. Schlug zudem exzellente Standards. Sein Freistoß bereitete das 1:0 vor (12.). Defensiv von Davies erstaunlich wenig gefordert.

Sicherte im defensiven Mittelfeld ab, fiel aber anfangs etwas ab. Kam in den Duellen um den Ball häufiger zu spät. Blieb sich aber seiner Linie treu und agierte später erfolgreicher. Am Ball mit vielen Fehlern.

Rückte wegen der Trimmel-Rückkehr wieder auf die linke Abwehrseite. Hatte in den ersten Szenen gegen Coman sichtlich seine Probleme, biss sich aber beeindruckend in die Partie. Setzte später viele tolle Tacklings und steigerte auch seine Zweikampfquote deutlich. Verhinderte mit seinem Block einen Musiala-Treffer (15.).

Wurde für die letzten Minuten für den starken Ryerson eingewechselt. Spielte seinen Part unaufgeregt herunter.

Riss ein unfassbares Pensum im Mittelfeld ab und war fast überall zu finden. Lief unermüdlich gegen den Ball an und schaltete oftmals mit viel Intensität um. Zeigte den Bayern mit seinem Einsatz in den Bodenduellen teilweise die Grenzen auf.

Kam kurz vor dem Ende, um das Zentrum etwas defensiver zu gestalten. Half so, den Punktgewinn zu sichern.

Rückte für Haberer in die erste Elf, der wegen der Geburt seines Kindes fehlte. Hatte nur wenige Ballbesitzphasen und konnte deshalb kaum kreative Impulse setzen. Fügte sich aber sehr mannschaftsdienlich ins System ein. Hatte starke Phasen gegen den Ball, baute aber spürbar ab.

Wollte in der letzten Szene des Spiels den Siegtreffer im Alleingang erzwingen, hätte dort wohl besser abgespielt. Für mehr reichte die Zeit nicht.

Setzte seinen überragenden Lauf fort und traf nach Freistoß-Flanke zur frühen Führung für die Eisernen (13.). Hatte ansonsten allerdings nur wenige Szenen. Seine Fehlerquote nahm zudem immer mehr zu. Sorgte deshalb nach seinem Tor nicht mehr für Gefahr. Regte sich trotzdem mächtig über die Auswechslung auf.

Machte vorne viele Meter umsonst, verdiente sich durch seinen Einsatz aber noch eine Top-Chance. Düpierte in seiner besten Szene Upamecano und hätte Union fast auf die Siegerstraße gebracht (75.). Leistete sich aber extrem viele Ballverluste.

Agierte als Zielspieler der Berliner und schaffte es immer wieder, die Bälle erfolgreich festzumachen. Führte viele verbissene Duelle mit de Ligt und brachte den Bayern-Stareinkauf phasenweise durchaus ins Schwitzen. Füllte die Lücke des verletzten Siebatcheu gut aus.

Übernahm positionsgetreu die Rolle von Behrens. Warf sich mit vollem Einsatz in jeden Ball und lag in der Schlussphase häufig mit Schmerzen am Boden. In Richtung Tor noch mit ein paar Halbchancen, der Lucky Punch wollte ihm aber nicht gelingen.

Wurde von den vielen Flanken der Eisernen gut eingeschossen. Sah bei den Hereingaben meist gut aus, vereinzelt passte die Absprache mit den Vorderleute jedoch nicht optimal. War beim ersten Schuss auf sein Tor dann ohne Chance. Hielt später mit einer tollen Tat gegen Leweling immerhin den Punkt fest (75.).

Machte seinen Job in der Rückwärtsbewegung gut und klärte gefährliche Aktionen über seine Seite meist mit der nötigen Klarheit. Fing zudem einige Pässe durch rechtzeitiges Verschieben schon im Ansatz ab. Verlor im ganzen Spiel nur eines seiner zehn Duelle. Beschränkte sich spielerisch meist auf einfache Dinge.

Stand wie schon in Köln in der Startelf. Musste schon in der Anfangsphase mehrfach in brenzligen Szenen zur Tat schreiten. Löste diese Momente aber mit großer Klasse. Später oftmals letzte Absicherung in der offensiven Grundordnung. Wusste sich auch dort auszuzeichnen. Mit über 100 angekommenen Pässen in dieser Statistik zudem Tagesbester.

War eindeutig der schwächere Innenverteidiger der Münchner. Gewann vor der Pause nicht einen Zweikampf. Im Positionsspiel agierte er ebenfalls mitunter abenteuerlich. Schob extrem weit mit nach vorne, ließ de Ligt deshalb teilweise allein gegen zwei Gegenspieler in der Restvertedigung. Besserte später zwar seine Bilanz in den direkten Duellen auf, ließ sich von Leweling aber einmal komplett vernaschen (75.).

Schaffte es auf seiner Seite nicht immer rechtzeitig, den nötigen Druck auf Trimmel und Co. zu bekommen. Im Spiel nach vorne ebenfalls eine große Enttäuschung. Setzte nur wenige Impulse. Wenn er einmal Platz hatte, häuften sich technische Fehler oder Missverständnisse. Es war überhaupt nicht sein Spiel.

Sollte mit seiner Wuchtigkeit und Kopfballstärke den Sieg noch erzwingen. Mehr als ein Versuch aus dem Rückraum kam aber nicht dabei herum.

Ging beim Rekordmeister einmal mehr voran und setzte wichtige Zeichen im Zentrum. Nach dem Rückstand besorgte er mit voller Überzeugung den schnellen Ausgleich (15.). Scheute zudem keinen Zweikampf. Sein Einsatz und seine Körpersprache waren immens wichtig. Hatte spielerisch indes schon dominantere Auftritte.

Ersetzte im zentralen Mittelfeld den verwarnten Kimmich. Ging mitunter etwas übermotiviert zu Werke und holte sich nach einem heftigen Foul gegen Ryerson eine verdiente Gelbe Karte. Spielte gegen Ende der Partie noch zwei Chancen mit heraus.

Hatte im hohen Pressing durchaus seine Momente und verzeichnete so hohe Ballgewinne. Fand gegen die Giftigkeit des Gegners aber nicht durchgängig die richtigen Antworten. Hatte insgesamt im Schnitt nicht ganz so gute Einfälle am Leder wie Nebenmann Kimmich. War sonst aber gut in die Kombinationen integriert.

Zeigte sich von Beginn an auf der Müller-Position trickreich und beweglich. Setzte die Kollegen immer wieder mit schönen Einfällen in Szene. Legte Sané einmal einen sicheren Treffer auf, doch sein Mitspieler ließ aus (36.). Allerdings ging bei Weitem nicht jeder seiner Einfälle auf. Phasenweise hatten die robusten Berliner ihn gut im Griff.

Kam in seinem 633. Einsatz für den FC Bayern nur von der Bank und sollte nach der Pause die entscheidenden Impulse liefern, um das Spiel noch herumzubiegen. Fand in der Union-Deckung aber kaum Räume für sein Spiel. Viel kam deshalb nicht mehr.

Leistete sich immer wieder längere Pausen, in denen ihm wenig gelang. Wiederholt endeten zudem aussichtsreiche Situationen mit ungenauen Aktionen des Flügelspielers. Vergab eine Hundertprozentige leichtfertig (36.). Hintenraus stimmte immerhin der Einsatz.

Verlor sich zu sehr in seinen Dribblings und verpasste es oftmals, zwingende Bälle auf das Tor zu bringen. Wurde über weite Strecken des Spiels von Ryerson extrem genervt, verlor deshalb immer mehr die Lust. Gerade nach der Pause kamen praktisch keine außergewöhnlichen Einfälle mehr. Musste zu Recht in der Schlussphase weichen.

Wirbelte für die letzten 20 Minuten auf der rechten Seite und brachte dort sichtlich frische Impulse. Brachte selbst nicht mehr den letzten Zug aufs Tor. Dafür noch mit drei starken Aktionen in der Erarbeitung von Chancen. Knoche passte aber auf.

Wachte nach einer unscheinbaren ersten Halbzeit auf und avancierte dann zum einzigen Münchner, der verlässlich die Union-Abwehr knacken konnte. Zwang Rönnow zu drei echten Glanztaten (56., 82., 90.). Verlor vor dem 0:1 allerdings im eigenen Strafraum Torschütze Becker aus den Augen.