Rubens Barrichello: F1-Rekordfahrer in Schumis Schatten
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Rubens Barrichello: F1-Rekordfahrer in Schumis Schatten
Rubens Barrichello ist eine Legende der Formel 1! Zwischen 1993 und 2011 ist der Brasilianer stolze 323 Mal bei Grand Prix der Königsklasse am Start. Erst 2020 wird er von Kimi Räikkönen als Rekordfahrer verdrängt. Besonders seine Zeit als Schumacher-Teamkollege bei Ferrari bleibt in Erinnerung. Am 23. Mai 2021 wird Rubinho 49 Jahre alt. Ein Rückblick auf eine fabelhafte Karriere mit vielen Höhe- und einigen Tiefpunkten.
Die Anfänge
Wie Michael Schumacher und andere große Rennfahrer beginnt Barrichello seine motorsportliche Laufbahn im Kart und feiert dort etliche Erfolge. Über die Formel Ford, die Formel 3 und Formel 3000 kommt der in São Paulo geborene Brasilianer schließlich in die Formel 1.
Anfänge bei Jordan
Drei Jahre lang ist Rubens Barrichello, in seiner Heimat Rubinho genannt, weil sein Vater den gleichen Vornamen trägt, für Jordan aktiv. In seinem Debütjahr belegt er Platz 18 der WM-Wertung, in den Jahren darauf verbessert er sich genauso wie sein Bolide und fährt den sechsten (1994), elften (1995) und achten (1996) Rang ein.
Ayrton Sennas Tod
Extrem emotional wird es für Barrichello während seiner Jordan-Zeit im Jahr 1994. Im Training zum Großen Preis von San Marino überschlägt sich der Pilot im Training, muss per Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht werden und erleidet einen Nasenbeinbruch. Wenige Tage darauf stirbt Rubinhos großes Idol Ayrton Senna im Rennen. Die F1-Welt trauert. Der Druck des brasilianischen Volkes lastet von nun an auf Landsmann Barrichello.
Zeit im Team von Jackie Stewart
1997 wechselt Rubinho zu Stewart und bleibt bis 1999 im neuformierten Rennstall, der lange Zeit mit Zuverlässigkeitsproblemen zu kämpfen hat. Im ersten Jahr beendet Barrichello nur drei Saisonrennen, zeigt aber auf regennasser Fahrbahn immer wieder Ansätze seines Könnens. Nach Platz 13, zwölf (1998) und schließlich Rang sieben in der Saison 1999, in der er drei Mal Dritter wird, wechselt der damals 26-Jährige zu Ferrari.
Beginn einer Ära
Zur Saison 2000 nimmt die Scuderia Ferrari Barrichello unter Vertrag. Der Brasilianer wird Teamkollege von Michael Schumacher. Die folgenden fünf Jahre sind stark geprägt vom teaminternen Duell der beiden Piloten.
Erster Sieg der Karriere
In Hockenheim ist es endlich soweit! Nach 124 Rennen darf der Ferrari-Pilot erstmals von ganz oben grüßen. In einem chaotischen Rennen fährt Barrichello von Rang 18, begünstigt durch mehrere Safety-Car-Phasen, bis ganz nach vorn. Am Ende der Saison feiert Teamkollege Michael Schumacher den ersten WM-Titel für Ferrari seit 1979, Rubinho schließt das Jahr als Vierter ab.
"Let Michael pass for the championship"
2001 kommt es zu einem der berühmtesten Funksprüche der F1-Geschichte. Beim Rennen in Österreich wird Barrichello, kurz vor Schluss auf dem zweiten Platz liegend, von Ferrari-Teamchef Jean Todt angewiesen, Platz für Schumi zu machen. Der Brasilianer gehorcht, der Deutsche wird Weltmeister. Barrichello beendet die Saison auf Platz drei.
Vom Pech verfolgt
2002 ist nicht das Jahr des Rubens Barrichello, obwohl er am Ende sogar Vizemeister wird. Schon zum Saisonauftakt beim Großen Preis von Australien ist er vom Pech verfolgt, kollidiert mit Ralf Schumacher, dem Bruder seines Teamkollegen, und sorgt für spektakuläre Bilder.
Keine guten Erinnerungen an Österreich
Wie auch im Jahr zuvor muss Barrichello, dieses Mal unter argem Protest, kurz vor der Ziellinie Michael Schumacher vorbeilassen. Die Formel-1-Welt tobt, Zuschauer an der Strecke und vor dem TV sind empört.
Platzwechsel
Schumi ist peinlich berührt und überlässt Barrichello bei der Siegerehrung den Platz ganz oben auf dem Podest. Die Zuschauer kann diese Geste nicht mehr milde stimmen. Und auch die FIA hat es auf Ferrari abgesehen. Der Rennstall muss eine Million Dollar Strafe zahlen. Außerdem wird die Stallorder offiziell verboten.
Schumis große Geste
In der Folge entscheidet Barrichello die folgenden vier Rennen für sich, sein deutscher Kollege wird jeweils Zweiter. Beim GP der USA lässt der in Führung liegende Schumacher den Brasilianer am Rennende kurz vor der Ziellinie herankommen und bremst so stark ab, dass Barrichello mit elf Tausendstelsekunden gewinnt.
Brasilianer mit ganzem Herzen
Am Ende der Saison 2002 wird Barrichello hinter Schumacher Vizeweltmeister und gewinnt mit Ferrari abermals den Konstrukteurstitel. Neben der Strecke beweist Rubinho seine Liebe für den Fußball und zeigt sich mit einem Brasilien-Trikot, das wenige Tage zuvor Deutschland im Fußball-WM-Finale geschlagen hatte.
"Mein größter Sieg"
In der Saison 2003 ist Ferrari weniger dominant als in den Jahren zuvor, dennoch fährt Barrichello acht Mal auf das Podest. Seinen "größten Sieg", wie er rückblickend sagt, feiert der Pilot in Silverstone, obwohl ihn mehrere Safety-Car-Phasen zurückwerfen. Im letzten Rennen der Saison leistet Rubinho mit seinem Sieg Schützenhilfe für Schumacher, der von weit hinten starten musste und sich auch dank des Brasilianers erneut zum Weltmeister krönt.
Zum zweiten Mal Zweiter
2004 ist die Ferrari-Dominanz zurück. Barrichello bucht in den meisten Rennen den zweiten Rang, während Schumacher zwölf der ersten 13 Rennen für sich entscheidet. Am Ende wird der Brasilianer Vizeweltmeister hinter seinem Teamkollegen. Gemeinsam sichern sie vorzeitig die Konstrukteurs-WM für die Scuderia.
Ein Abschied
Im letzten Ferrari-Jahr von Barrichello fahren Schumacher und der Brasilianer in ihren Boliden hinterher, weil der italienische Rennstall auf die schwächeren Bridgestone-Reifen setzt. Kurios wird es allerdings beim GP der USA: Weil die Michelin-Teams mit argen Problemen zu kämpfen haben, starten nur die drei Rennställe mit Bridgestone-Pneus. Das Skandal-Rennen gewinnt Schumacher vor Barrichello.
Drei Jahre bei Honda
Auf Ferrari folgt ein mehrjähriges Abenteuer bei Honda, das sich nur durch einen Höhepunkt auszeichnet: Durch den Start beim Großen Preis von Kanada im Jahr 2008 löst Barrichello Riccardo Patreste als Pilot mit den meisten Starts ab. Nach der Saison gibt Honda seinen Rückzug aus der F1 bekannt, der Brasilianer steht ohne Vertrag da.
Brawn 2009
Im März 2009 kommt Barrichello bei Brawn unter. Zusammen mit Jenson Button, der bereits bei Honda sein Kollege war, fährt der Brasilianer um den WM-Titel mit, wird am Ende Dritter hinter Sebastian Vettel und Button, der sich schließlich den Titel schnappt. Immerhin: Mit Brawn darf Rubinho die Konstrukteurs-WM feiern.
Gedanken ans Ende
Allerdings hat die Saison 2009 auch nachdenkliche Moment zur Verfügung: Nach einem schweren Unfall von Felipe Massa, dem im Qualifying zum GP von Ungarn eine Stahlfeder an den Helm fliegt und der daraufhin bewusstlos mit 200 km/h in einen Reifenstapel fährt und ins Koma fällt, plagen Barrichello starke Gewissensbisse, weil sein Bolide die besagte Feder verloren hatte. Angeblich steht zeitweise sogar ein Karriereende im Raum.
Die letzten Jahre
Bei Williams läuft die Laufbahn von Barrichello schließlich doch sportlich aus. 2010 wird er Zehnter, 2011 sogar nur 17. Nach den Rennen bekommt er Besuch in der Box von seinen beiden Söhnen und seiner Frau, Silvana Giaffone, mit der seit Februar 1997 verheiratet ist.
Ein letztes Ausrufezeichen
Beim GP von Ungarn rasselt der Brasilianer beinahe mit Michael Schumacher zusammen, der für Mercedes sein Comeback feiert. "Es ging um Platz zehn, also einen Punkt, aber das war mir egal, denn für mich war es wie der Kampf um den Sieg", verriet Barrichello und sagte über das riskante Überholmanöver, für das er belohnt wurde: "In diesem Moment hätte ich um nichts in der Welt meinen Fuß vom Gas genommen. Um nichts!"
Tausendsassa
Nach seiner Karriere in der Königsklasse probiert sich Rubinho im IndyCar und anderen Rennserien aus. Im Herbst 2014 scheitert ein Formel-1-Comeback des Brasilianers, weil der F1-Rennstall Caterham noch vor einem möglichen Start Barrichellos Insolvenz anmelden muss.
Abseits der Strecke
Seitdem ist Barrichello nur noch am Rand der F1-Strecken zu sehen, steht für Interviews bei TV-Sendern zur Verfügung oder versucht sich selbst als Stimmensammler. Vor allem beim Heim-Grand-Prix in Brasilien.
Sorge um den ehemaligen F1-Star
2018 setzt ein Tumor den Ex-Piloten außer Gefecht, der zweifache Vizeweltmeister muss unters Messer. In der Sendung "Conversa com Bial" legt Barrichello Details zu dem Vorfall offen. Die Ärzte hätten dem Brasilianer berichtet, dass nur 14 Prozent der Patienten nach solch einer Operation ihr Leben so weiterführen können wie vorher. Rubinho ist froh über sein Glück.
Besonderer Draht zu Schumi
Noch heute ist die gemeinsame Zeit mit Schumacher für den Piloten präsent. Als dem Brasilianer der Tumor entfernt wurde, konfrontierte ihn sein Arzt nach der Operation mit einer interessanten Beobachtung, wie Barrichello offenbart: "Sie haben von Schumacher gesprochen, hat er zu mir gesagt. Und es ist nicht das erste Mal. Da muss irgendwas in meinem Unterbewusstsein sein."
Kein direkter Kontakt
Gesehen haben sich die beiden Teamkollegen und Rivalen seit dem schweren Unfall des siebenfachen Weltmeisters nicht mehr: "Bei meinem ersten Versuch haben sie abgelehnt. Sie haben gesagt: 'Damit tust du ihm und dir selbst nichts Gutes.'"